Große Oper im Ausländeramt

Gestern war Premiere im "Hebbel am Ufer", einem Berliner Theater, das von der freien Theaterszene bespielt wird.


Titel: Strangers.


Es war eine Oper, die als Kollage aus anderen Opern komponiert war.


Ort der Handlung: Der Warteraum eines deutschen Ausländeramtes.


Akteure waren bekannte Fremde, die dort zwischen Aktenordnern und Plastikstühlen warteten, Fragebögen über ihr Wissen über Deutschland und ihre "Cultural Correctness" ausfüllten (Muster: Was gelang als erstem Otto Hahn?/Darf man seine Frau ohne deren Einwilligung verhauen?).


Da trafen sich also Carmen, Rigoletto, Othello, Osmin und Madame Butterfly und sangen sich nicht nur an, sondern auch um ihre Leben, wenn nicht sogar um die deutsche Staatsbürgerschaft.


Dass die Beantwortung der Frage, ob Künstler volkswirtschaftlich wertvoll sind und ob man sie wirklich braucht, zu Gewaltexzessen führen würde, hätte man sich eigentlich denken können.


Auf jeden Fall wundert man sich nach diesem phantastischen Abend, dass in deutschen Ämtern nicht mehr gesungen wird. Denn dass dort große Emotionen ausgelöst werden, ist unvermeidlich, weil ja oft genug existenzielle Fragen verhandelt werden.


Das Stück, dargeboten von professionellen Opernsängerinnen und -sängern ersten Ranges, wird leider insgesamt nur vier Mal gespielt (z.B. morgen, Termine siehe Website Hebbel am Ufer). Es ist sehens- und hörenswert. Großes Drama und nur große Partien von großartigen Sängern. Das siebenköpfige Orchester war ebenfalls nur zu bewundern...