Grieche Steuern

Vor Jahren, als ich noch Vizepräsident der EFTA (European Family Therapy Association) war, hatte ich oft mit griechischen Kollegen zu tun. Sie waren allesamt extrem sympathisch. Und sehr offen. Als wir einmal über die wirtschaftliche Misere Griechenlands als dem armen Verwandten im Süden sprachen, entgegneten sie mir - halb entgeistert, halb amüsiert -, dass man hier zwischen Statistik und Leben unterscheiden müsse. Statistisch sei das Land arm, aber die Griechen seien reich. Der Zusammenhang zwischen beidem sei klar: Man zahle eigentlich keine Steuern. Deshalb sei der Staat immer am Rande des Bankrotts, während die Bürger gut lebten.


Ihre Häuser, in die sie mich in Athen führten, belegten diese These. Ich kannte keine deutschen Therapeuten, die so in Luxus lebten...


Allerdings: Steuern nicht zu zahlen ist immer nur für die ein gutes Geschäft, die viel verdienen. Wer so wenig verdient, dass er sowieso nichts oder wenig an Einkommensteuer zahlen müsste, hat nichts davon, wenn die Steuertreue nicht sehr hoch ist und die Steuerfahndung nachlässig.


Wenn - wie jetzt erneut in Griechenland - hingegen die Mehrwertsteuer erhöht wird, dann werden wieder einmal die ärmeren Schichten der Bevölkerung geschröpft, während es die Wohlhabenden nicht wirklich juckt, wenn die Butter ein paar Prozente teuerer wird.


Doch so sind die jetzt diskutierten Sparprogramme gestrickt.


30 Milliarden Euro, so sagt man, werden jährlich in Griechenland an Einkommensteuer hinterzogen.