Gott und Gysi

Gestern, nein, vorgestern war ich bei einer Pressekonferenz, oder besser gesagt: Die Presse war anläßlich einer Buchvorstellung zu einem Streitgespräch zwischen Gregor Gysi, Friedrich Merz und dem Autor des Buches eingeladen, und ich bin auch hingegangen. Die Leitung hatte - ganz prominent - Mathias Matussek, neokonservativer Leiter des Kulturressorts bein Spiegel.


Das Buch hat - ganz schlicht und umißverständlich - den Titel "Gott", und der Autor ist Manfred Lütz.


Ich kam leider zu spät zu der Pressekonferenz, so dass mir nur noch das Schlussstatement des Moderators und die Kekse (schlechte Qualität) blieben. Aber eigentlich war das auch genug, denn ich wollte dem Autor die Ehre erweisen (was ich ihm dann noch gesagt habe, für den Fall, dass er es nicht gemerkt haben sollte).


So kann ich hier leider überhaupt nicht nicht über Gott und die Welt (Gysi) schreiben (außer dass der ziemlich klein ist - Gysi, nicht Gott - , wenn er nicht gerade sitzt). Es bleibt mir aber doch die Chance, über die Medien zu philosophieren, denn die drei Polit-Promis (Gysi, Merz und Mattussek) sind ja bestimmt nicht umsonst (oder gar: um Gottes Lohn) zu der Veranstaltung gekommen. Die lassen sich ja für so etwas bezahlen (lt. Harald Schmidt: "Medienhuren"). Aber diese Kosten waren für den Verlag wahrscheinlich auch nicht umsonst, denn es waren ca. 120 Journalisten anwesend, darunter mehrere Fernsehteams. Wegen Gott allein wären die nie gekommen. Wahrscheinlich auch nicht wegen des (von mir sehr geschätzten) Autors. Die Regenbogenpressse, vom Spiegel bis zu Bild der Frau, ist ja wahrscheinlich deswegen voller Promi-Stories, weil sich die Journalisten am meisten für Promis interessieren und versuchen, zu Promis zu werden. Und wenn sie das erst mal geschafft haben, dann schließt sich der Kreis: Journalisten fragen, Journalisten antworten...


Aber zurück zu Gott bzw. dem Buch und dem Autor. Da ich ja zu spät zu der Veranstaltung kam, bekam ich auch kein Belegexemplar mehr, so dass ich hier leider nicht über dieses Buch schreiben kann. In den Berichten von der Pressekonferenz stand auch nichts über das Buch, dafür viel über Gysi, Merz und Mattussek. Der Name des Autors kam auch gelegentlich (selten) vor - und er war richtig geschrieben. Immerhin.


Um ein wenig einen Ausgleich zu schaffen, will ich jetzt hier über den Autor schreiben. Denn er hat gerade ein neues Buch herausgebracht (nicht nur "Gott"). Und das ist wirklich auch ziemlich witzig. Es heißt "Das Leben kann so leicht sein. Lustvoll genießen statt zwanghaft gesund". Zufälligerweise ist es beim Auer-Verlag erschienen (gestern). Da der Autor nicht nur Arzt ist, sondern auch Theologe (s. Gott), kann man sich hier die Erlaubnis für etwas mehr Leichtigkeit im Leben holen. Im Zweifelsfall kann man es mit zur Beichte nehmen...


Sein Thema sind die säkularisierten Heilswünsche, die sich im Laufe der letzten Jahre gewandelt haben: "Während man bei uns im Rheinland noch vor 50 Jahren bei gesundheitlicher Not zunächst einmal bei einem der 14 Nothelfer oder beim heiligen Antonius, dem Fachheiligen für Allgemeinmedizin, ein Kerzchen anzündete, erwartet man heute auch hier das Heil von Magnetresonanztomographen, einer Computertomogrphie oder einer Therapie, die möglichst in Amerika erfunden wurde. Oder - noch besser- von einer Therapie, die vor Jahrtausenden in China erfunden, mündlich tradiert, über den Himalaja nach Indien vermittelt, dort auf Pergamentpapier aufgezeichnet und in einer Höhle versteckt wurde, wo sie ein amerikanischer Jesuit fand und nach Harvard brachte, um sie dort auf ihre Wirksamkeit hin untersuchen zu lassen - und alles nur, damit sie anschließend in der Hohen Straße zu Köln feilgeboten werden kann."


Bevor ich hier das ganze Buch abschreibe... so geht das weiter. Manfred Lütz ist neben seiner Tätigkeit als Auer-Autor auch noch Chef eines großen Krankenhauses (in Köln, wo sonst?), und er ist jemand, der lösungsorientierte Modelle sehr konsequent nicht nur in der Klinik anwendet, sondern auch draußen (wahrscheinlich hat er das ja auch in der Pressekonferenz mit Gysi und Merz gemacht - leider war ich nicht dabei - aber beide wirkten weniger krank auf mich als im Fernsehen - ich habe sie allerdings ja nicht reden gehört...).


Eine der für mich entscheidenden Erkenntnisse von Manfed Lütz (obwohl ich es schon ahnte) ist: "Auch wer gesund stirbt, ist definitiv tot".


Viel Wichtigeres kann in dem Buch über Gott eigentlich auch nicht stehen.