Glücklich gären?

Zwischen dem Kuchen mit meinen Kindern, dem Tee beim Schreiben und dem abendlichen Rausgehen sucht sich die tägliche Notiz ihren Platz. Ihr geht eine kleine Grübelei voraus, das Sich-Befragen des Schreibers, der sich anschaut, was er da tut oder getan hat. Der Blick in die innere Werkstatt, den ich möglich machen wollte, ist wahrscheinlich nicht ganz so frei geworden, wie ich's gern gehabt hätte, und das hat nicht nur mit dem bekannten Problem der Verschleierung zu tun, sondern vor allem damit, dass eine innere Gärung abzubilden (und es ist eine, um die es da geht) immer so einen Hau ins Unmögliche hat. Man spricht, scheint mir, egal was man schreibt, doch immer von Ergebnissen, nie vom Gären selbst, das lassen die Wörter auf eine vertrackte Weise nicht zu.


Nein, nicht die Wörter, das Unbewusste ist es wohl selbst. Oder es ist der Prozess, der sich nicht verbal greifen läßt, so wenig, wie eine stürzende Welle sich malen läßt, es entsteht immer etwas Starres dabei, das eine stürzende Welle vorstellen soll, aber nicht wirklich eine zeigt. Ich habe eben im Manuskript einen Traum und seine Analyse zu schildern versucht, und das Ergebnis ist verstörend, weil der Traum meiner war, aber das, was da jetzt zu lesen ist, ist mein Traum nun nicht mehr, vielmehr ein öffentlich zu lesendes Traumgeschehen irgendeines Traumanalytikers, der eben ich bin.


Eine Lösung? Keine Abbilder versuchen, sondern im Schreiben den Prozess initiieren. Das hat bloß einen kleinen Nachteil, niemand würde sowas drucken wollen, wenn er bei Sinnen wäre. Ich hab einmal den Versuch gemacht, einen Prozess schreibend in Gang zu setzen, und wenn ich den Text heute lese, finde ich ihn immer noch gut (besser als manches jedenfalls, was ich veröffentlicht habe und wofür's Lob gab). Aber ich erinnere auch die Reaktion zweier mir zu der Zeit etwas vertrauter gewordener Verlagsleute, in der sich echtes Entsetzen spiegelte angesichts dieser Zerfahrenheit, der Verwüstung und des narzisstischen Spiegelns-im-Spiegel.


Geblieben ist das Gefühl, manche Texte (und tatsächlich sind es mir die wertvollsten, inhaltlich wie formal) eher für mich zu behalten. Unter den Autorenkollegen, mit denen ich dies besprach, erlebt das keiner so (sagen sie jedenfalls). So dass ich wohl an einem eigenen Modell scheitere und zugleich nicht von ihm lassen mag, immerhin. Oder es ist eine Lust an dem Gefühl, das da immer noch was sei, was sich im Bedarfsfall zeigen ließe, gepaart mit der nicht minder ausgeprägten Angst, es wäre wirklich alles nur großer Schrott, und meine missratenen Kinder wären mir - Klischee, Klischee - tatsächlich die liebsten, weil ähnlichsten.