Gewaltenteilung

Einer der Fortschritte der Menschheit (das ist natürlich eine Bewertung des Beobachters FBS) besteht in der Einführung der Gewaltenteilung in der Politik. Exekutive, Legislative und Rechtsprechung als voneinander unabhängig agierende Institutionen, die sich gegenseitig kontrollieren, in ihrem Spielraum begrenzen und dadurch zivilisieren. Das Ergebnis scheint mir ein relativ intelligentes System, das in der Lage ist, sehr unterschiedlichen Interessen gerecht zu werden, zu lernen und friedliche Konfliktlösungen zu ermöglichen. Das Mittel dazu ist die Begrenzung von Macht.


Wenn man sich die Wirtschaft ansieht, so war dort in den letzten Jahren eine gegenläufige Bewegung zu beobachten. Auch in Deutschland gab es die Tendenz, die Machtvollkommenheit von Unternehmensführern zu erhöhen. So wurde z.B. aus dem Sprecher des Vorstandes (primus inter pares) bei der Deutschen Bank ein Vorsitzender, der mehr Macht hat als die anderen Vorstände. Ich halte solche Veränderungen für ziemlich dumm. Auch der Kampf gegen die deutschen Mitbestimmungsgesetze erscheint mir aus systemischer Perspektive ziemlich blöd, weil hier zumindest in Ansätzen so etwas wie Checks and Balances etabliert wird.


Es geht mir dabei nicht um die Einführung basisdemokratischer Strukturen in Unternehmen, sondern um die Gestaltung von Entscheidungsgremien und -prozessen, in denen sich die für Unternehmen unvermeidlichen Interessen- und Zielkonflikte abbilden. Nur so können nachhaltig sinnvolle Entscheidungen getroffen werden. Der inszenierte Konflikt als Mittel der Entscheidungsfindung - hier liegt die Analogie zu demokratischen Strukturen. Die Leute, die all die schwachsinnigen Entscheidungen im Banksektor zu verantworten haben (aber nicht zur Verantwortung gezogen werden), haben sich offensichtlich nicht genug Widerspruch organisiert, um zu gescheiteren Entscheidungen zu kommen.