Gesundheitssystem IV

Gegenwärtig tobt in den US-Fernsehkanälen eine PR-Schlacht um die von Obama forcierte Reform des Gesundheitssystems. Die Republikaner und eine Zahl demokratischer Abgeordneter sagen nein, weil sie auf der Payroll der großen Versicherungskonzerne stehen. (zumindest sind die Daten über ihre erhaltene Wahlkampfunterstützung ziemlich eindeutig).


Jeden Tag gibt die Versicherungslobby 1,4 Millionen Dollar an Negativwerbung über die geplante Reform aus. Am Dienstag wurde bekannt gegeben, dass in dieser Woche – das heißt: vor den Sommerferien – nicht mehr über ein Reformgesetz im Repräsentantenhaus abgestimmt würde, woraufhin die Kurse der Versicherungsgesellschaften um 12% stiegen.


Als Europäer kann man ja nur fasziniert zuschauen, wie die USA sich selbst so demontieren, indem sie den Konzernen solch eine Macht geben. Aber wahrscheinlich ist es bei uns ja nicht viel anders, nur nicht ganz so plump.


Aber erschütternd ist es schon zu hören und zu sehen, wie idiotisch argumentiert wird, wie gelogen wird, usw.


Je länger ich die Diskussionen über die drohende „Verstaatlichung“ des Gesunheitssystems höre, desto mehr drängt sich mir die Frage auf, ob ein staatliches Gesundheitssystem (was in den USA gar nicht zur Debatte steht) nicht wirklich die beste Lösung für – auch unser – Gesundheitssystem wäre. Oder eine staatliche Grundversorgung, die aber in ihren Leistungen limitiert ist, und privat die Möglichkeit sich all die Luxus- und Alternativleistungen zu gönnen, deren Wirkung nicht eindeutig belegt oder umstritten ist.


Interessanterweise ist der am besten funktionierende Sektor des amerikanischen Gesundheitssystems das von der „Veterans Administration“ – der für die ehemaligen Soldaten zuständigen Versorgungs-Institution – aufgebaute System. Die Kosten sind niedriger, die Gesundheit, Vorsorge, Zufriedenheit der Patienten etc. – alles, was sich durch objektivierbare Daten erfassen lässt – sind um Größenordnungen besser als in den privaten Systemen. Modell für ein staatliches Gesundheitssystem...