Gegenwärtige Zukunft vs. zukünftige Gegenwart

In der FAZ von heute steht ein spannender Artikel ("Sprache, Geduld und Wohlstand!) von Matthias Sutter. Er referiert Studien (Keith Chen, UCLA), nach denen der unterschiedlche Sprachgebrauch, wenn über die Zukunft gesprochen wird, die Entscheidungen in Sprachgemeinschaften signifikant beeinflußt.


Es gibt Sprachen wie da Italienische, in denen das Futur regelmäßig und grammatikalisch richtig gebraucht wird, wenn über künftige Ereignisse geredet (und gedacht, wie man wohl ergänzen muss); und es gibt Sprachen, in denen meist auch dann im Präsens gesprochen wird, wenn es um zukünftige Geschehnisse geht, obwohl dies grammatikalisch falsch ist (z.B. "morgen wird es regnen" vs. "es regnet morgen").


Wo im Präsens über die Zukunft gesprochen wird, so die - empirisch untersuchte und bestätigte bzw. nicht-falsifizierte - These, werden Entscheidungen zukunftsfähiger (wie es so schön heißt) getroffen.


Der Autor hat dies selbst in einer Studie mit Schulkindern in Meran (italienisch-/deutschsprachige) bestätigen können, d.h. die italienischen Kinder haben vor die Wahl gestellt ohne lange zu warten, eine kleine Gratifikation zu erhalten, vs. nach längerer Zeit eine größere zu bekommen, sich überwiegend für die kurzfristigere, weniger Geduld erfordernde Variante entschieden.


Wo - wie im Deutschen - die Grammatik in der bezeichneten Weise mißachtet wird, wird mehr gespart, weniger geraucht, die Leute sind wenigr fett, und wenn sie in den Ruhestand gehen, verfügen sie über mehr Vermögen.


Erklärung aus konstruktivistischer Sicht: Wenn sprachlich mit der zukünftigen Gegenwart gearbeitet wird, ist die Zukunft im aktuellen Erleben gegenwärtig; wenn mit der gegenwärtigen Zukunft gearbeitet wird, dann ist sie im Erleben weiter weg...