Fusion zweier Orchester

In Berlin gibt es zwei Rundfunk-Symphonie-Orchester. Jetzt hat einer der Rundfunk-Intendanten dazu die Meinung geäußert, man könne die beiden fusionieren und so ein erstklassiges neues Orchester schaffen.


Der Mann sollte meines Erachtens sofort seines Amtes wegen Blödheit enthoben werden. Aber er findet sich natürlich in guter Gesellschaft all derer, die in der Industrie derartige Ideen über Fusionen haben (und in der Regel - über 70% - auf diese Weise zur Vernichtung von Werte beitragen). All diese Leute an der Spitze haben ein Organisationsverständnis, nach dem solch eine soziale Einheit aus Individuen zusammen gesetzt ist. Eine schlichte Addition. Dass diese Annahme nicht nützlich ist, zeigt sich bei solchen Fusionsversuchen bzw. deren Scheitern. Nimmt man ein Orchester hingegen als soziales System, definiert durch die im Laufe der gemeinsamen Geschichte entwickelten Muster der Kommunikation (= Koordinationen des Handelns), so wird ein anderer Schuh draus.


Ein Orchester wird ja nicht ganz zufällig auch für seinen "Klangkörper" gerühmt. Deswegen folgen solche abseitigen Ideen - ich habe hier ja schon früher drüber geschrieben (auch in Büchern) - dem "Frankenstein-Modell" der Fusion.


Wenn der Herr Intendant Geld sparen will, ist es gescheiter, eines der Orchester aufzulösen... (aber das ist wahrscheinlich politisch problematischer als mit der Schaffung eines fusionierten Spitzenorchesters zu werben).