Fritzl

Ich weiss nicht, ob ich es hier schon geschrieben habe, aber seit ich zum ersten Mal von dem Keller in Amstetten hörte, hatte ich den Eindruck, der Kerkerbauer würde - nach seinen Motiven befragt - antworten, er habe verhindern wollen, dass eine Tochter auf die "schiefe Bahn" kommt.


Das war jetzt nicht unbedingt Ausdruck meiner perversen Phantasie, sondern meiner Erfahrung als Arzt, der etliche Jahr verantwortlich für geschlossene Abteilungen psychiatrischer Abteilungen war. Auch dort haben wir (!) die Patienten eingeschlossen und hatten das Gefühl, sie vor sich selbst zu beschützen. Man fügt sich da leicht in eine Eskalationsdynamik... und am Ende passen Ziel und Mittel in erschreckender Weise nicht mehr zueinander... - Ich selbst habe (wohl gerade noch rechtzeitig) den Ausstieg geschafft - gleich nachdem mir diese Dynamik bewusst wurde.


Es sind wahrscheinlich mehr Grausamkeiten im Namen von Recht und Ordnung begangen worden, als im Namen irgendwelcher oberflächlich selbstsüchtiger Motive. Und im Namen dieser Ordnung sind wahrscheinlich auch mehr Demütigungen anderer Menschen vollzogen worden (inkl. Vergewaltigungen) als aus irgendwelchen anderen Gründen.


Jetzt lese ich bei Spiegel online Zitate von Herrn Fritzl. Er habe das Verlies aus "Sicherheitsgründen" gebaut. "Elisabeth entwickelte sich nämlich so ganz anders als meine anderen Kinder, sie ging nächtelang aus, trank Alkohol ... riss sogar zweimal aus. Ich brachte sie immer wieder nach Hause zurück."


Ich bin schon lange davon überzeugt, dass die wirklich unverständlichen Unmenschlichkeiten aus (oft angeblich, aber manchmal wirklich) besten Absichten vollzogen werden.


Hütet auch vor den Ordnungshütern.