Freundschaft - ein wesentlicher Aspekt des Glücks

So, heute habe ich glaube ich, den ersten Schock des Unglücks von dem gestern die Rede war etwas verdaut und kann die Situation ewas beschreiben.


Im Juni dieses Jahres zog meine Großmutter ins Seniorenheim um. Die Entscheidung fiel überraschend und überstürzt, fast so als hätte jemand anders entschieden. Im gesamten vergangenen Jahr war unsere Familie emotional und praktisch sehr gefordert und belastet. Meine 85jährige Oma, bei der ich aufgewachsen bin, konnte plötzlich nachts nicht mehr alleine sein, war verzweifelt, hatte Herzprobleme und Todesangst. Meine Oma rief uns, meine Schwester, meine Tante und mich nachts reih um an, versetzte uns alle zwei Nächte in helle Aufregung. Unterschiedliche Personen des medizinischen Systems wurden hinzugezogen, Krankenhausaufenthalte, eine "handfeste" Herzkrankheit wurde endlich diagnostiziert, in deren Folge es vor allem nachts zu lebensbedrohlicher Blutdruckerhöhung kam. Dies sorgte für große Ängste und immensen Streß im Gesamtsystem unserer Familie. Danach auch noch eine Fehlmedikation (Die Dosierung der Entwässerungsmedikamente war viel zu hoch verschrieben worden). Und weil meine Oma in ihrem Klagen über rasende Kopfschmerzen und andere Symptome der Dehydrierung von den Ärzten nicht ernst genommen wurde, konnte ihr Tod nur in letzter Minute verhindert werden.


Die Erfahrungen und Kämpfe, die Auseinandersetzungen mit Ärzten, die Suche nach lebbaren, guten Lösungen waren sehr anstrengend.

Genauso schwer war die Entscheidung, dass meine Oma ins Altenheim sollte. Nie hatte jemand von uns früher solch eine Lösung in Erwägung gezogen; meine Oma sollte nie ins Heim müssen! Und plötzlich erwies sich diese schlechte Lösung als gute Lösung, für alle auch für meine Oma. Und nachdem viele große und kleine Trauerprozesse (bei ihr: Verlust der eigenen Wohnung und der völligen Autonomie); bei mir: viel Traurigkeit und Schuldgefühle) durchlebt und durchlitten waren, war vor zwei Wochen etwas Entlastung eingekehrt, nachdem meine Oma sich einlebte und auf eine bewundernswerte Art Kontakte knüpfte und ihrem Humor, das halbe Heim unterhielt.


Nun gestern die Nachricht des Kostenträgers, dass die Kosten, aus unterschiedlichen Gründen, die ich hier nicht darlegen will nicht übernommen werden sollen! Alle Beteiligten befinden sich in heller Aufregung. Auf alle kommt nun wieder viel innere und äußere Arbei zu. Welche Paradoxie: Ich die immer so gegen Altenheime eingestellt war, bin plötzlich gezwungen darum zu kämpfen, das meine Oma dorf bleiben darf!


Dennoch fühle ich mich heute wieder handlungsfähiger und die Anmerkung von Herrn Ochs zum gestrigen Kehrwochenbeitrag empfinde ich als tröstlich.


Und angenommen ich wollte jetzt noch etwas zum Glück sagen (nicht dass ich denken würde, ich müßte das tun...) Mein Glücklichsein, sogar in dieser krisenhaften Lebenssituation besteht darin, dass ich mir in jeder Lebenslage der Unterstützung meiner Freunde und Freundinnen bewußt bin - und dafür sehr dankbar. Egal, ob es darum geht, dass ich sachliche und fachliche Informationen benötige, -systemisch-konstruktivistische Fragen gestellt bekommen will, Zärtlichkeit brauche oder etwas Leckeres

gekocht bekommen möchte, logistische, handwerkliche oder gar PC-Probleme zu lösen sind - für alle Belange erhalte ich Unterstützung, häufig sogar, ohne dass ich extra darum bitten muss.


(Und vielleicht haben Sie es ja bemerkt: den gestrigen Beitrag hat mein ghostwriter Robert Wagner für mich verfasst, dem ich an dieser Stelle herzlich danke für das "Einspringen"!)


Mögliche Erkenntnis des Tages: Glück hat oft nichts mit rosa Gefühlen zu tun, dafür aber mit kleinen und großen Entlasungen!