Fremdgehen

Gestern Abend habe ich einen Vortrag von Ulrich Clement (Auer-Blogger) in Berlin zum Thema Fremdgehen gehört. Der Saal rammelvoll - was mich eigentlich ja nicht hätte wundern sollen (die bestbesuchte Veranstaltung, wie einer der Organisatoren der seit 15 Jahren bestehenden Vortragsreihe nachher bewundernd feststellte).


Und Uli Clement hat auch alle Erwartungen erfüllt: brillanter Vortrag, witzig, souverän, und für viele verstörend. Das lag vor allem daran, dass er moralfrei auf das Phänomen Fremdgehen schaute - was für viele Psychotherapeuten oder mehrheitlich doch eher: Psychotherapeutinnen im Publikum nicht so leicht zu akzeptieren war. Denn sie - offenbar nicht sehr systemisch unterwegs - konnten nur das Leid der Frau x sehen, deren Mann zu zigsten Mal fremd geht. Sie war das Opfer, er der Täter - was ja sicher stimmt. Aber dass solch ein Muster der Kooperation aller Beteiligter bedarf und die arme Frau nicht nur Opfer ist, sondern auch Täterin, widersprach offenbar basalen Prämissen.


Die Stellungnahme des Referenten, Masochismus sei nicht verboten, wurde als flapsig diskreditiert...


Auch wenn Uli Clements Buch nicht bei Auer erschienen ist, scheint es - nach dem Vortrag zu urteilen - doch lesenswert (für alle die theoretisch oder praktisch mit diesem Thema zu arbeiten haben - privat oder professionell).