Fremdes Denken

Da ich gerade in der Vorbereitung eines deutsch-chinesischen Forschungsprojektes stecke, lese ich relativ viel zum Thema "Interkulturalität". Ein Autor scheint mir - neben dem bereits mehrfach erwähnten Edward T. Hall - dabei besonders bemerkenswerte Schriften verfasst zu haben: Francois Jullien. So lese ich zum xten Mal sein Buch "Über die Wirksamkeit" (bei Merve erschienen). Julliens Qualität besteht vor allem darin, das alt-chinesische und das alt-europäische Denken miteinander vergleichen zu können. Als Sinologe und Alt-Philologe, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist er mit den großen Schriften beider Traditionen vertraut und kann sie so einander gegenüber stellen und ihre impliziten Denkstrukturen vergleichen.


So viel zur Vorrede, die als Buch-Empfehlung verstanden werden sollte.


Nun zu einem - den Verfechter der Theorie operational geschlossener Systeme erfreuenden - Zitat aus o.g. Buch:


"Man kann sich eine von außen kommende Denkweise nur aneignen, indem man sie mißversteht." (S. 152)


Und das gilt wahrscheinlich ja nicht nur für den Zusammenprall von Kulturen, sondern auch für die Kommunikation von Individuen, ja, sogar die Versuche, sich selbst zu verstehen...