Fastenzeit - Aufräumzeit

Heut ist mein 9. Fastentag.

Seit 12 Jahren faste ich jeweils zum Frühlingsbeginn.

Anhalten. Einkehr halten. Auskehren. Öffnen.


Ich glaube nicht, dass ich religiös bin. Aus religiösen Gründen faste ich also nicht Ich genieße, so weit das Leben mir das immer zulässt, das Leben. Und wenn ich faste kommt mir durch den Verzicht der Genuss wieder näher. Eigentümlich nicht? Obwohl ich das weiß dass, wenn ich etwas loslasse, es nicht mehr brauche, haben will, kommt es dann, wie gerufen auf mich zu - und doch handele ich nicht danach ( ich bin systemisch denkend – halt nur hin und wieder eben denkend…nicht handelnd. Na ja, denken soll ja verändernd wirken ) .


Ich machte meiner früheren Frau manchmal das Leben schwer. Ich wollte neben all den Aktivitäten, die jeder für sich hatte, im Bereich Arbeit mit ihr etwas Gemeinsames tun. Zwei Familientherapeuten, das wär doch was… Es gelang uns nicht.


Bei der „Wahl“ (Ich geh davon aus, dass die Frauen offensichtlich die Männer wählen) meiner jetzigen Frau hatte ich mich bereits von diesem Wunsch verabschiedet. Mir war es nicht mehr so wichtig. ´Lieber genießen wir die schönen Dinge des Tages (und der Nächte) als zu arbeiten´ war mein Gedanke.

Heute genieße ich es mit meiner jetzigen Frau Tanja einmal im Jahr einen Paarworkshop zu gestalten. Es ist jedes Mal eine Herausforderung und ein Anschauen unserer Grenzen dies authentisch im rechten Maß mit in das Seminar einzubringen. Nach solch einem Seminar feiern wir einen ganzen Tag, gehen sehr gut essen und reden zum Ausklang über uns und noch ein bisschen über die einzelnen Paare.

Ich hatte es damals aufgegeben und wie ein Geschenk kam es auf mich zu. Ich war überrascht als Tanja diese Idee äußerte zusammen ein solches Seminar anzubieten.


Von was sollte ich mich denn jetzt, gegenwärtig in meinem Leben verabschieden? Von bestimmten Ideen, Visionen, Zielen? Ich weiß und Sie sicher auch, der Trick nicht zu funktionieren scheint, sich von etwas zu verabschieden damit es endlich kommt.


Der letzte Klient in meiner Praxis heute sagte zu seiner Freundin: „O.K. Ich lass dir den Raum den du zur Zeit brauchst. Ich lass auch meinen Wunsch Kinder haben zu wollen. Ich warte.“

Dieser kleine Satz `Ich warte` sagt auch wieder nur ´Ich hab nicht davon gelassen sondern nur aufgeschoben`. Und schon ist der Druck wieder im Raum…


Anhalten und Einkehr halten:

Ich esse zu schnell. Ich schaue Filme zu ende, die ich nach der Hälfte nicht gut finde. Ich höre zu lange Leuten zu, die mir etwas erzählen, was mich nicht interessiert. Ich verzichte nicht genug auf die Lösung, wenn ein Klient unter Druck steht. Ich mache zu selten mein Yoga. Ich liege nicht oft genug im Sommer auf meiner Terrasse. Ich sage zu selten, welche Äpfel genau ich haben will, wenn der Verkäufer sofort mit dem Einpacken beginnt.

Ich sage immer noch nicht oft genug Nein. Kann das sein?


Ich geh jetzt und mach mein Yoga. Ich bin jetzt nur für mich da. Einatmen - anhalten, ausatmen – anhalten, einatmen …