EXKURS: Angst versus Nicht-Angst

Ich stelle hier noch die Gedanken des Abstract zur Diskussion, das einem Text von Hans Rudi Fischer, Heidelberg, vorangestellt ist,

veröffentlicht im Band:


Familiendynamik 33. Jahrgang Heft 1 vom Januar 2008, Klett-Cotta Stuttgart,

mit dem Titel „Kreativität: Lohn der Angst? Von der Zauberkraft des Verweilens“


Übersicht: Dieser Beitrag unternimmt den Versuch, Angst als Ressource zu begreifen, die nicht nur jede Veränderung, vor allem des Selbstbildes und des Selbstverständnisses eines Menschen begleitet, sondern auch Kreativität ermöglicht und insofern einen Motor persönlicher Entwicklung darstellt. Der Zusammenhang zwischen Angst und Kreativität wird über die Ritualtheorie (van Gennep, Turner) und der Theorie der Kreativität, wie sie sich bei Bateson (double bind) und Koestler (double mind) finden, plausibel gemacht. Dabei zeigt der Autor mit Bezug auf Kierkegaard, dass Angst – im Gegensatz zur Furcht – ein Erwartungsaffekt ist, in dem die Möglichkeit der Veränderung aufblitzt. Angst wird so verständlich als Zeichen dafür, dass bestimmte existentielle Fragen zur Beantwortung anstehen. Die Beziehung zu uns selbst steht im Zentrum der Angsttherapie. Es geht darum, der Angst ins Angesicht zu schauen, bei ihr zu verweilen, um ihre Zauberkraft zu entfalten. Das heißt 1. Klienten einzuladen, mit ihren Ängsten zu tanzen, um so die Angst vor der Angst zu unterbrechen, und 2. Den dahinter stehenden existentiellen Fragen Gehör zu verschaffen, sie zu reflektieren, um sie ins eigene Leben zu integrieren.