Evas Fans

Interessant ist bei der Auseinandersetzung um die Äußerungen von Eva Herman, dass dabei darum gestritten wird, was sie denn wirklich gesagt hat und was sie denn wirklich gemeint hat. Das mag ja aus juristischer (arbeitsrechtlicher) Sicht von großer Bedeutung sein, aber aus einer kommunikationstheoretischen Sicht ist es eher unerheblich. Denn viel spannender ist doch, wie man als Sprecher (jeder Sprecher, nicht nur der oder die im Fernsehen) damit umgeht, was die Anderen verstehen.


Ich habe hier - glaube ich - schon einmal darüber geschrieben, dass ich einen Freund habe, der Künstler ist, und mir immer wieder erschüttert berichtet, wie entsetzt er ist, wenn er die Häuser seiner Sammler betritt. Wie mit der Keule getroffen, fühlt er sich, wenn er mit ihrem mangelnden Geschmack konfrontiert ist.


Meine Antwort: Ab einem gewissen Alter ist man für seine Fans verantwortlich... Das soll heißen: Schau dir deine Fans an, und du erfährst sehr viel über dich bzw. dein Werk, deine Äußerungen und die Bedeutung, die ihnen gegeben wird. Mein Künstlerfreund hat aus seiner Erfahrung keine Konsequenzen gezogen, er malt weiter wie bisher... - und ich bin immer noch nicht über seine Sammler überrascht.


Dasselbe gilt natürlich auch für geschriebene Texte. Als Autor sollte man genau schauen, welche Leute die eigenen Bücher kaufen. Denn wenn es die falschen sind, dann macht man offenbar etwas falsch. Sich die eigenen Leser näher anzuschauen, ist die beste Möglichkeit zu prüfen, ob die intendierten Botschaften auch tatsächlich ankommen... Und wahrscheinlich braucht man dazu auch Leute, die das, was man produziert, schrecklich finden, um die Wirkung der eigenen Worte einschätzen zu können. Das heißt: Ab und zu sollte man einen Text publizieren, der sortieren hilft.


Und: Spätestens, wenn einem eine Partei, die man zum Kotzen findet, einen Posten anbietet, sollte man sich fragen, wie man das geschafft hat...