Eurozone

Heute Nacht haben die Mitglieder der Eurozone gemeinsame Maßnahmen beschlossen, mit deren Hilfe sie in Richtung einer "Fiskalunion" gehen wollen. Das ist zwangsläufig mit einer Einschränkung der nationalen Souveränität verbunden. Die Briten haben sich diesen Beschlüssen verweigert, weil sie auf Sonderrechte pochten, die ihre Finanzindustrie vor Regulierung schützen sollten.


Wenn man die Leserbriefe bzw. Kommentarspalten der Financial Times (FT), d.h. der englischen Ausgabe, nicht der deutschen, liest, so wird deutlich, dass dort etwa (ich habe nicht genau gezählt) 95% der Kommentatoren sich zufrieden über diesen Alleingang der Briten äußern, und dies meist mit ziemlich nationalistischen Begründungen. Die übrigen 5% stellen fest, GB habe sich auf diese Weise marginalisiert und seinen Einfluß in der Welt - der heute an die Zugehörigkeit zu einem größeren Block gebunden ist - verspielt. Und dies alles, um die Finanzindustrie zu schützen, die das ganze Chaos erst angerichtet habe.


Ich persönlich stimme diesen 5% zu. Ich denke, Groß-Brittannien ist in einer schwierigeren Lage als der Rest der EU. Denn dort ist in den letzten 30 Jahren aufgrund der Vormachtstellung der Finanzindustrie der Rest der Wirtschaft, vor allem das produzierende Gewerbe, den Bach runter gegangen. Auch dies dürfte ein Erbe der Politik von Margaret Thatcher sein. Was einzig bleibt, ist, London als Tummelplatz unseriöser Finanzspekulanten zu erhalten, um wenigstens ein wenig von der Beute abzubekommen.


Dem ersten Kommentar zu den EU beschlüssen in der FT kann ich nur zustimmen:


The financial crisis was born in the City of London and is continuing via the City of London because if you need to break some rules, you can do it there. Lehman Brothers needs to hide debt? That'll be a Repo 105 in London. AIG needs to write a few trillion in no insurance without reserves set aside for losses? Hop on the tube! MF Global needs to loan customer money back to itself... etc etc etc