Euro

Die Kurse der Börsen fallen zwar, und Spanien zahlt wieder höhere Zinsen für seine Staatsanleihen, und dennoch: Die Gefahr, dass die Euro-Zone sich auflöst, scheint gebannt. So ist zumindest der Tenor der Kommentatoren. Und ich denke, sie haben recht.


All dies, weil Mario Draghi und die EZB verkündet haben, dass sie den Euro um jeden Preis der Welt (z.B. den unbegrenzten Ankauf von Staatsanleihen der Staaten, die ihre Anleihen sonst nich los werden) retten werden. Das reichte offensichtlich.


Ein schönes Beispiel für eine paradoxe Intervention oder besser gesagt: für die paradoxen Effekte von Interventionen in soziale Systeme (= Kommunikationssysteme). Denn wenn klar ist, dass die EZB all den Schrott zur Not kaufen wird, muss sie es nicht tun - vor allem, weil diese Anleihen dann nicht zum Schrott werden.


Der Irrtum der Herren Sinn, Weidmann usw. scheint mir zu sein, dass sie Wirtschaft zu mechanisch konzeptualisieren und nicht als Kommunikationssystem. Das sind sebstreferenzielle Systeme, wo die Erwartung bestimmter Ereignisse dafür sorgen kann, dass sie stattfinden oder auch nicht stattfinden. In allen gesellschaftlichen Bereichen sind wir mit selbsterfüllenden und selbstverneinenden Prophezeiungen konfrontiert. Und Politik besteht eben auch zu einem guten Teil darin, auf diesem Klavier zu spielen - wohl wissend, dass nicht sicher vorher zu sehen ist, ob eine Prophezeiung selbsterfüllend oder selbstverneinend sein wird.