Eskalation

Donnerstag Mittag auf NDR Info wurde der israelische Protestführer der Siedler im Gaza-Streifen zitiert und auch im O-Ton eingespielt.


Die protestierenden Siedler hatten in Zeltlagern ausgeharrt, um gegen die geplante Räumung zu protestieren. Verhandlungen mit der Regierung waren gescheitert.


Der Protestführer wurde zitiert mit: „Sharon ist kein Mensch.“

Auf diesen starken Satz direkt angesprochen, bestärkte er diese Äußerung noch. Sinngemäß meinte er, dies sei noch die gemäßigte Ausdrucksweise, er sei richtig sauer und wolle am liebsten noch was ganz anderes sagen.


Als nächstes wurde jemand von der Regierungsseite zitiert, der meinte, angesichts der gescheiterten Verhandlungen mit den Siedlern und der gefürchteten gewaltsamen Aktionen könne er sich auch eine vorgezogene Räumung des Gebietes vorstellen.


Mannomann. Mal aus der Vogelperspektive betrachtet könnte man sagen, da versucht jemand einen früheren Fehler korrigieren. Dieses Korrigieren verursacht seinerseits wieder Leid für die Siedler, die nun ihr Zuhause verlieren. Dieses Leid wollen die Siedler natürlich vermeiden. Der Protest ist nachvollziehbar, wenn man in eine Perspektive geht, die die eigene Existenz mit Grund und Haus sieht, die von der eigenen Regierung wieder weggenommen werden soll. Erst aus einer weiteren Perspektive kann man die größeren Zusammenhänge und vielleicht den früheren Fehler der Besiedelung sehen.


Wer aus dieser weiteren Perspektive heraus handeln will, sollte die Auseinandersetzung mit den protestierenden Siedlern nicht unbedingt noch weiter eskalieren. Auch nicht, wenn der Protestführer etwas echt Schlimmes sagt. Hier hilft nur großes Mitgefühl und wahres Bemühen, das künftige Leid der Siedler zu minimieren. Der vorgezogene Abzug (oder auch schon die Spekulation darüber) mag die befürchteten, gewaltsamen Proteste der Siedler möglicherweise noch verstärken. Ich bezweifle, dass das das richtige Signal ist.


Vielleicht wäre es besser, verstehende Signale zu geben, die direkt auf die Wut und die eigentliche Bedürfnislage der Siedler eingehen, nicht auf deren Proteste.