Episode VI

Gestern Abend fiel uns nach dem Essen mangels besserer Wirklichkeitskonstruktion nur noch „Fernsehen“ ein. Meine Liebste entschied sich für einen Science-Fiction. Letzteres ist eher nicht mein Genre, aber (a) war Dustin Hoffmann in der Hauptrolle und (b) lief der Film schon 1 Stunde und (c) hätte ich bei Nichtgefallen auch bloggen können (im Fall eines Kommentars) – aber dazu kam es dann nicht.


Der Film („Die Macht aus dem Weltall“) entpuppte sich als (leichter) Psycho-Thriller, in dem die Hauptdarsteller durch die Begegnung mit einer außerirdischen Macht (symbolisiert durch eine goldene Kugel) in die Lage versetzt wurden, ihre (unbewussten und unterbewussten) Gefühle zu materialisieren. Die Hauptaufgabe der Helden (Lösung) bestand im Aufdecken des Zusammenhanges zwischen den äußeren (sowohl materiell, faktischen als auch halluzinatorisch, konstruierten) und inneren Strukturen (Gefühlen, Ängsten). Als sie kollektiv ihre Ängste und Neurosen endlich „in den Griff“ bekamen, konnten sie sich aus einer lebensbedrohlichen Situation retten (daher meine Bewertung „leichter Psycho“).


Wie ich seit heute weiß, (s. Kommentar von „Wolfgang“ von gestern) gibt es mit dem DGfB bereits einen Dachverband beratender Berufe. Interessant, wie schnell sich eine Idee zu einer geplanten Wirklichkeitskonstruktion („ein weiterer Überfall auf die Wirklichkeit) manchmal materialisiert…


Ich assoziiere (neben psychotherapeutischen Implikationen) die Ursprünge der Organisationsentwicklung, welche einen psychoanalytisch- systemischen Hintergrund, insbesondere aus der Objektbeziehungstheorie Melanie Kleins, hat. Die in der Tradition des Tavistock- Institutes hervorgebrachten Auffassungen bringen organisationale Strukturierung (also auch das, was Luhmann mit „Formalisierung der Organisation“ beschrieb) in einen Zusammenhang mit psycho-sozialen Dynamiken. Demnach ist soziale Strukturierung eine Folge oder Funktion der Angstabwehr. In der Beobachtung der Gruppendynamik(en) unstrukturierter (oder wenig vor-strukturierter) Gruppen kommt es z.B. oft zu Abspaltungen. Dabei müssen manchmal nur die damit verbundenen Gefühle in den Projektionen relevanter Umfelder (als besondere Form der Wirklichkeitskonstruktion) stark genug sein, um eine Abspaltung in ein Subsystem, was diese Gefühle dann ausagiert, hervorzurufen.


Die Folge solcher Art induzierter Strukturierung ist eine Art gesellschaftlicher „Deponierung“. Sie ist oft nur aufzulösen, indem das Gesamtsystem – zumindest wesentliche und relevante Teile („Umfelder“) davon - ihren Anteil an der Wirklichkeitskonstruktion erkennen und in sich re- integrieren. (Organisations-) Theoretisch finde ich das hinsichtlich der Transformation im Verhältnis von Einheiten und System interessant. Es erfordert nämlich eine spezifische Art der Konstruktion oder Re-Konstruktion der entsprechenden positiven wie negativen Feedbackschleifen eines Systems. Ich bin nicht sicher, da habe ich noch nicht lange genug darüber nachgedacht, aber ich vermute, dass so etwas in der Raumsprache von Aufstellungen (wenn ich an die Prozessarbeit denke, möglicherweise iterative) „Lösungen“ produziert. Vielleicht weiß da Herr Schlötter eine Antwort, wenn er aus dem Urlaub wieder zurück ist?


Bei den ganzen Abspaltungs- und (Re-) Integrationsbemühungen von Berufsverbänden wäre es sicher spannend, diese einmal unter solchen Gesichtspunkten zu durchdenken („untersuchen“ wäre vermutlich zu weit gegriffen). Es will mir nämlich nicht in den Kopf, diese Strukturierung alleine der politischen Metapher (Gareth Morgan) von Organisation zu überlassen oder sie auf die Machtfrage (als der hässlichen Seite von Organisationen) zu reduzieren…

Ansonsten fällt mir zum Dachverband beratender Berufe nur ein: „Möge die Macht mit uns sein“!

Die Helden im o.g. Film beschlossen im Übrigen bei Wiederkehr zur Erde, ihre (jüngst erworbenen) Fähigkeiten lieber zu vergessen…