Ende einer Karriere

Im amerikanischen Fernsehen wird seit gestern Abend fast nur noch über die Olympiade (nur ein Sender: der mit den teuer erkauften Rechten) oder über den Sexskandal von/mit John Edwards gesprochen.


Edwards hat mehrfach für das Präsidentenamt kandidiert. Vor vier Jahren kandidierte er als "Running Mate" zusammen mit John Kerry, d.h. um das Amt des Vizepräsidenten. Und dieses Jahr versuchte er es erneut, musste aber gegen Hillary Clinton und Barack Obama nach wenigen Vorwahlen die Segel streichen.


Um unangenehmen Nachrichten zu platzieren, von denen man nicht möchte, dass sie zu viel öffentliche Aufmerksamkeit gewinnen, sind Freitagabende der beste Zeitpunkt. Wenn daneben dann noch ein Magnet wie die Olympiade die Aufmerksamkeit auf sich zieht, hat man Chancen, unter dem öffentlichen Radar zu fliegen. Das ist hier offensichtlich nicht gelungen. Denn nichts fasziniert die amerikanische Öffentlichkeit so sehr wie Sexskandale (wahrscheinlich ja jede Öffentlichkeit).


Edwards hat sich vor zwei Jahren (also alles schon lang vorbei) mit einer Filmregisseurin eingelassen. Eigentlich keine Nachricht. Aber, wenn man das Profil des makellosen Familienvaters kultiviert, dann ist das eine Killernachricht. Außerdem steht auch noch zur Debatte, ob er der Vater des Kindes dieser Regisseurin ist.


Die Kommentatoren sind sich einig, dass dies das Ende seiner politischen Karriere bedeutet.


Ein Beleg dafür, dass Politiker kein Privatleben haben, ob ihnen das recht ist oder nicht. Das ist ein ziemlich hoher Preis, der da zu zahlen ist.


Der Umgang mit Sex- Affären ist bei uns etwas anders, etwas weniger bigott und scheinheilig (Seehofer ist immer noch Minister), aber das Prinzip gilt trotzdem. Der liebe Gott sieht vielleicht nicht alles, aber vor der Öffentlichkeit ist nur wenig geheim zu halten.


Also stellt sich die Frage (Edwards ist ja kein dummer Mensch, er hat - nebenbei gesagt - von allen Präsidentschaftskandidaten wohl das ambitionierteste sozialpolitische Programm gehabt): Wieso tut er sich das an? Weiß er das alles nicht? Sich auf diese Weise erpressbar zu machen, ist auf jeden Fall ein Argument, warum er nicht Präsident werden sollte (wird er ja auch nicht).