Eltern vs. Staat

Die Frage, ob Geld in KiTas oder Eltern investiert werden sollte, wirft natürlich einige prinzipielle Fragen auf: Wieweit kann, soll, darf, muss sich der Staat in das Leben von Familien einmischen?


Unter den Helfern dieser Welt - vor allem denen, die sich dem Kindeswohl verpflichtet fühlen - wird das Recht/die Pflicht des Staates sehr weit gefasst. Seit ich begonnen habe, mich mit Familientherapie zu beschäftigen (vor ca. 35 Jahren), bin ich Hunderten von gutmeinenden Therapeuten begegnet, die versucht haben, Kinder vor ihren Eltern zu retten - und damit m. E. oft ganz tragische Entwicklungen ausgelöst bzw. Katastrophen produziert haben.


Auf der anderen Seite scheint mir die Auffassung, dass Kinder Eigentum der Eltern sind, auch eine höchst problematische Anschauung. Eine Fürsorgepflicht des Staates, die auch über die Rechte der Eltern gestellt ist, scheint mir durchaus sinnvoll. Seit der Einführung der Schulpflicht hat sich der Staat hier ja schon einige Jahrhunderte eingemischt - nicht immer zur Freude der Eltern oder zum Wohle der Kinder. Dass er dies nicht aus Nächstenliebe getan hat, ist auch klar.


Mir scheint, dass dies wieder einer der Konflikte ist, die nicht ein für allemal entschieden werden können, sondern immer wieder - oft auch auf den Einzelfall bezogen - neu diskutiert werden müssen. Der Neuköllner Bürgermeister, der das Geld lieber in die Kinder statt den Alkoholkonsum der Eltern oder anatolische Großmütter investiert wissen will, bildet den einen Pol, die Zehlendorfer Eltern, die das Betreuungsgeld in den Klavierunterricht ihrer Kinder investieren wollen, den anderen. Beide habe ganz gute Argumente, finde ich.