Elite?

Eine Buchempfehlung:


Julia Friedrichs: "Gestatten: Elite. Auf den Spuren der Mächtigen von morgen." Heyne Verlag.


Die Autorin ist eine junge Journalistin, die durch das erfolgreiche Bestehen der Aufnahme-Tests bei McKinsey - 67 ooo Euro Anfangsgehalt - mit der Frage konfrontiert wurde, was denn eigentlich unter "Elite" zu verstehen ist. Denn die Meckies, die sie da kennen lernte, sahen sich als Elite, und diejenigen, die von ihnen angeheuert wurden, auch. Sie nahm den Job nicht an, sondern begann ihre Recherche zum Thema "Elite" in privaten Business-Schools, Nobelinternaten usw., die sich allesamt mit diesem Etikett schmücken.


Was dabei heraus kam, ist erhellend und erschreckend zugleich, wenn auch nicht wirklich überraschend. Mit dem Begriff "Elite" schmücken sich vor allem diejenigen, die es in unserer Gesellschaft nach oben - und das ist finanziell definiert - geschafft haben. Das haben sie nicht immer bzw. nur in seltenen Fällen allein geschafft, sondern sie sind bereits in diese Schichten hinein geboren worden. Jetzt werden zunehmend - m.E. oft fragwürdige - Erziehungsanstalten für den Nachwuchs dieses Geldadels geschaffen, um die Grenzen deutlich und dicht zu machen. Von "Leistungs-" oder "Verantwortungselite", wie es so gern in den Prospekten heißt, die Internate bewerben, deren Jahresgebühr 30000 Euro beträgt, kann dabei in der Regel nicht die Rede sein.


Lesenswert.


Ich fühle mich auf jeden darin Fall bestätigt: Elite wird auch weiterhin nicht zu dem von mir normalerweise (d.h. ausser, wenn ich hier schreibe) gebrauchten Wortschatz gehören. Die meisten Leute, die von Elite sprechen, meinen sich selbst und wollen auf diese Weise ihren Privilegien eine Legitimation verleihen, die jenseits des Geldes liegt. Das aber ist einfach Quatsch.