Elisabeth

Wieder mal Kino. Diesmal ganz großartiges Kostümkino. Elisabeth, die jungfräuliche Königin von England - Gegenspielerin von Maria Stuart -, gespielt von Kate Blanchett. Keine große intellektuelle Herausforderung, der Film, aber ein Augenschmaus, Bilder, wie sie nur im Kino zu sehen sind, und aufwendige Simulation von Historie.


Aus systemischer Sicht ist vor allem die Beziehung der Königin zu Walter Raleigh interessant. Die Königin verguckt sich offensichtlich in den Seefahrer (Piraten, Kaperer, Eroberer), doch es ist natürlich nicht standesgemäß, sich wirklich mit ihm einzulassen. Deshalb delegiert sie diese Aufgabe an eine ihrer Hofdamen, auch einen Elisabeth, die sich auch pflichtgemäß von (inzwischen) Sir Walter - ohne allzugroßen Leidensdruck - schwängern läßt. Das findet die Königin nun aber erst mal gar nicht mehr gut und flippt ein wenig aus. Königinnen sind eben auch nicht anders als andere Chefinnen, die ihre Sekretärin auf den netten Abteilungsleiter ansetzen... doch schließlich wird alles gut.


Solche Delegationen sind ja wirklich ein spannendes Phänomen. Wer das schon einmal erlebt hat, wie er durch kleine, versteckte, aber doch deutlich spürbare Hinweise einer Person, die zu ihm in einem Autoritätsverhältnis steht, irgendwohin geschoben wird, um dann aus eigenem Entschluss eine Entscheidung zu treffen, kann bezeugen, wie machtvoll solche Strategien der Wahl von Stellvertretern zur Realisierung eigenen (verbotenen) Wünsche für das eigene Handeln sein können. In Familien ist das ja täglich Brot. Aber auch in der Arbeitswelt gibt es das zur Genüge...


Aber zurück zum Film. Denn hier gab es noch eine zweite Ebene, in der Ähnliches geschah. Eine veritable Intrige der Spanier, um den Krieg gegen England beginnen zu können. Ohne Verschwörungstheoretiker zu werden: So was gibt es heute auch noch...


Beeindruckend für mich war vor allem, dass die Königin nicht nur zu jeder Gelegentheit die passende Kleidung trug, sondern auch die passenden Haare (d.h. nicht nur Frisur). Auf dem Pferd, gerüstet zum Kampf gegen die Spanier, die langen, wehenden roten Haare. Am Hofe eher die nach oben gesteckten blonden...