Einmischung in fremder Leute Angelegenheiten

Soll man die Autonomie fremder Kulturen respektieren? Eigentlich wäre die für mich nahe liegende Antwort: Selbstverständlich. Aber so einfach scheint mir die Angelegenheit auf den zweiten Blick nicht mehr. Es ist so ähnlich wie bei der Einmischung in fremde Familien. Auch da würde ich spontan sagen: Es geht mich nichts an, wie andere Leute ihr Familienleben gestalten. Allerdings komme ich ins Wanken, wenn ich davon erfahre, dass sie ihre Kinder mißbrauchen, dass Partner geschlagen und mißhandelt werden usw. Dann scheint es mir legitim, diese Grenzen des familiären Intimraums zu verletzen. Das Kindeswohl (z.B.) wäre für mich dann der höhere Wert. (Wohlwissend, dass es schwierig ist, hier ein angemessenes Urteil zu finden, und ich persönlich die Rolle dessen, der darüber entscheidet, nicht sehr attraktiv finde.)


Ähnlich scheint es mir der Autonomie fremder Kulturen. Wenn ich höre, dass in Brunei (ein Sultanat im Norden Borneos zwischen Sarawak und Sabah gelegen - schöne Gegend, nebenbei bemerkt) jetzt die Strafe der Steinigung für Homosexuelle und Ehebrecher eingeführt worden ist, dann scheint mit vornehme Zurückhaltung nicht am Platz und die Autonomie dieses kleinen feudalen Relikts aus der Steinzeit nicht mehr der höchste zu respektierende Wert.


Das heißt natürlich nicht, dass man da jetzt Sozialarbeiter hinschicken und das Familiengericht einschalten sollte, aber - wie George Clooney das vorschlägt - ein wirtschaftlicher Boykott wäre schon ganz schön, wenn man diesen autokratische Sultan schon nicht entmünigen kann. Er ist jedenfalls niemand, den bzw. dessen Autonomie man respektieren müßte oder sollte...