EADS/BAE

Fusionen und Eheschließungen beruhen - so lautet eine alte systemische Volksweisheit - auf gegenseitiger Idealisierung.


Der Zusammenschluss von EADS und BAE ist nun offiziell gescheitert. Ich persönlich kann es nicht beurteilen, ob dies gut oder schlecht ist (vor allem nicht, nach welchen Kriterien solch eine Bewertung zu erfolgen hat). Die Börse - sprich: die Anleger und/oder potentiellen Anleger, die primär auf die zu erzielenden Gewinne schauen - scheinen jedenfalls der Meinung zu sein, dass dieses Scheitern ein Grund zu feiern ist. Wenn man sich die Fieberkurve ("Chart") des heutigen Handels mit der EADS-Aktie anschaut, so zeigt sich, dass der Kurs um 14 Uhr nahezu senkrecht nach oben schießt...


Solch eine Reaktion ist verständlich, denn inzwischen hat sich herumgesprochen, dass mehr als 70% aller Merger ein ökonomisches Desaster sind, weil der Börsen-Wert des neuen, größeren Unternehmens geringer ist als der addierte Wert der beiden fusionierten Unternehmen, manchmal sogar als der jedes einzelnen...


Aus systemtheoretischer Sicht ist das nicht wirklich erstaunlich, da die meisten Architekten solcher Zusammenschlüsse - trotz Millionengagen - offenbar keine Ahnung davon haben, wie Organisationen (=autopoietische Systeme) funktionieren und daher die Kostenseite (nicht nur finanziell, sondern auch im Blick auf Produktivität, Friktionen, Konflikte usw.) solch eines Unterfangens unterschätzen.


Wenn also die o.g. Fusion aufgrund deutscher Einwände gescheitert sein sollte, wie in der Zeitung zu lesen ist, so kann man EADS wahrscheinlich nur dazu beglückwünschen (wahrscheinlich... nur wahrscheinlich...). Nicht auszuschließen, dass diese Fusion zu den 20+ % gehört hätte, die funktionieren. Aber ich bezweifle das hier mal...