Dürfen WIR Stolz kommunizieren?

als ich vor etwa 20 Jahren einige Wochen in den USA verbrachte (eine wertvolle Zeit in meinem Leben), war ich abgestoßen von der unverfrorenen Präsenz der US-Flagge. So eine Flagge ist ja schlicht Kommunikation. Ich fand und finde, die 'Amis' hätten wahrlich allen Grund, sich eine Scheibe von uns abzuschneiden und sich noch etwas kleinlauter und selbstkritischer zu reflektieren.

Aber, ich tat und tue das, was mir allein möglich ist, nämlich vor der eigenen Türe zu kehren (zumal wenn ich Kehrwoche hier im Blog habe) – und so schnitt und schneide ich mir eben eine Scheibe von der Kommunikationsweise der nordamerikanischen Gesellschaft ab: Ich finde es ziemlich gut, wie bemerkenswert schonungslos in Deutschland die Vergangenheit kommuniziert wird. Ich finde es ziemlich gut, dass man sowas in meinem Land nicht sagen kann, ohne damit eine ganze Menge Widerspruch hervor zu rufen. Das gefällt mir. Genau so mag ich's – tatkräftiger Selbstzweifel.

Das ist eine Kommunikationsweise in der Gesellschaft, die vieles ermöglicht und vieles aufdeckt. Das ist eine Kommunikationsweise, die tendenziell tiefe Konflikte auf zivilisierte Weise aushält, oder zusammenhält. Das ist eine Kommunikation, oder eben eine Gesellschaft, an deren Bewahrung und Schutz ich sehr interessiert bin. Die ist ein kostbares Gut. Die ist nicht selbstverständlich. Und die ist eben auch eine Leistung ... Und wenn ich solche Worte auf unser Land gemünzt kommuniziere, dann kann ich auch gleich sagen, dass wir stolz darauf sein können.

Aber es gibt eine Situation, in der ich damit wieder aufhören sollte, nämlich spätestens dann, wenn mir in der öffentlichen Kommunikation kaum mehr widersprochen wird.


Jetzt lehne ich mich mit einer Metapher noch weiter aus dem Fenster und behaupte: Ein Vogel, der seinen rechten oder linken Flügel nicht nur kritisiert, sondern wirklich abzuschneiden versucht, ist ganz schön blöd – sprachs, und flog mit einem herzlichen Gruß (für heute) davon

Peter Schlötter