DSM-V

In der New York Times von heute steht ein Artikel über die Revision des DSM (Diagnostical and STatistical Manual) der American Psychiatric Association:


http://www.nytimes.com/2010/02/10/health/10psych.html?hp


Dieses Manual ist seit etlichen Jahren so etwas wie der Leitfaden für weltweites Diagnostizieren geworden. Die fünfte Version ist in Vorbereitung (DSM-V), und an ihr kann man sehen, wie sich das Diagnostizieren verändert. In den ersten Versionen war, wenn ich das recht in Erinnerung habe, noch Homosexualität als Krankheit bewertet, heute ist es "Hypersexualität" (womit die Tatsache bezeichnet wird, dass jemand den großen Teil seiner Zeit mit Gedanken an Sex verbringt - womit wahrscheinlich ja ein großer Teil der männlichen Menschheit endlich den verdienten Krankheitsstatus zugesprochen bekommt - bei Chronifizierung sollte ein Rentenanspruch gewährt werden).


Was mich bei diesen Diagnosen interessiert, ist ja nicht so sehr die oft problematische Beschreibung von Verhalten und deren Kombination zu abstrakten Einheiten ("Krankheitsbildern"), sondern die implizit gelieferten Erklärungen für die Genese dieses Verhaltens.


Als Beispiel wird in den Artikel genannt, dass Kinder - schon Zweijährige - als an einer "bipolar Disorder" leidend diagnostiziert werden und - der Ideologie folgend, bipolare Verhaltensmuster seien biologisch begründet - mit Medikamenten behandelt werden, die zum Teil ja schwere Nebenwirkungen haben.


Dass ich solche Diagnosen und Erklärungen nicht nur für bekloppt (soll heißen: wissenschaftlich und erkenntnistheoretisch nicht begründet) halte, habe ich hier ja schon öfter zu Protokoll gegeben. Dass ich gerade in Bezug auf Kinder so etwas sogar für kriminell halte, will ich noch mal betonen.


Offenbar kommen jetzt auch die amerikanischen Diagnostiker, die beim Erfinden von Krankheiten ja Weltspitze sind (großzügig gesponsort von der Pharmaindustrie - wie die amerikanischen Senatoren), darauf, dass hier ein Problem liegt.