Die Wohnung

Tel Aviv. Die Großmutter des Filmemachers Arnon Goldfinger ist im Alter von 98 Jahren gestorben. Bei der Sichtung des Nachlasses stößt die Familie auf Zeitungsausschnitte, Fotos usw., aus denen ersichtlich ist, dass die Großmutter - geboren in Berlin und mit ihrem Mann, einem Richter, im Jahre 1936 nach Israel ausgewandert - in enger Freundschaft mit einem Nazi verbunden war. Baron von Mildenstein war bis 1937 der Vorgesetzte von Adolf Eichmann.


Eine merkwürdige Freundschaft. Umso merkwürdiger, als diese Freundschaft auch nach dem Krieg erhalten blieb.


Dies zu verstehen versucht Goldfinger in seinem Film.


Interessant war für mich, dass die Generation der Kinder (des Nazis wie der nach Israel ausgewanderten Juden) sich nicht dafür interessierten, was in der Nazizeit mit ihren Eltern geschehen war oder von ihnen getan wurde. Auf beiden Seiten war das Thema tabuisiert. Erst die Enkelgeneration hat angefangen, Fragen zu stellen.


Erstaunlich vor allem, was die jüdische Seite angeht, denn die Mutter der Großmutter (Susi) ist in Theresienstadt umgebracht worden. Kein Grund die Freundschaft mit den Mildensteins nach dem Krieg in Frage zu stellen.


Eine spannende Spurensuche. Sehenswert.