Die Erziehung meines iPhones

Montagmorgen, es ist kurz nach 7 Uhr, Flughafen Wien.


Ich bin gerade angekommen, mein iPhone klingelt (dieser enervierende Klingelton, den die meisten eingestellt haben): eine ziemlich schlechte, wenn auch nicht ganz unerwartete Nachricht.


Ich drücke die "Beenden"-Taste, die natürlich nur eine virtuelle Taste ist. In dieser Sekunde wird das Bild groß und erstarrt. Die Katatonie eines iPhones...


Schockstarre? Schreck?


Wie immer sich dieses Phänomen erklären läßt, es ist aus meiner Sicht der falsche Moment für diese Maschine, ihre Funktionsfähigkeit aufzugeben. Ich habe - wegen der schlechten Nachricht - unendlich viele Telefonate zu erledigen, zu recherchieren, zu organisieren... Doch dieses blöde Ding, von dem ich in dieser Situation ja abhängig bin (zumindest fühle ich mich so), hat offenbar seinen Geist aufgegeben (wenn man von Geist sprechen kann bei dieser idiotischen Maschine).


Ich drücke hier, da, wische elegant mit dem Finger über den Bildschirm, stelle ab, starte neu, nichts bewegt sich. Ich gehe zu dem Elektronik-Shop des Flughafens. Ein mittelmäßig freundlicher Herr erklärt mir, die Sim-Karte sei gesperrt. Er hält mich offenbar für einen Idioten, der mehrmals die falsche PIN eingegeben hat. Das sagt er nicht, das zeigt er nur. Da hilft auch nicht, dass ich ihm erkläre, ich hätte vor 5 Minuten noch telefoniert. Wahrscheinlich lüge ich ja, um mein Image aufzubessern...


Schließlich beschließen wir beide, die Sim-Karte zu entfernen, um zu prüfen, ob das Gerät die Funktionen, die nicht gesperrt werden können, noch besitzt. Das ist nicht der Fall:


"Dann ist das Ding kaputt!", sagt der Experte.


Ich verzweifle nicht, sondern besinne mich auf mein Vorleben als leidenschaftlicher Vertreter der schwarzen Pädogogik: Ich fange an, mein iPhone zu schlagen. Erst fast zärtlich, dann etwas aggressiver, dann sehr aggressiv.


Und - was meine früheren Nachbarn aus Heidelberg, die auch so arbeiteten, nicht erstaunt haben würde - das iPhone (immerhin: "mein" iPhone) hat meine hierarchisch übergeordnete Rolle anerkannt, sich eines besseren besonnen und wieder begonnen, normal zu funktionieren. Und bis heute Abend: keine weiteren Ausrutscher, nur gehorsames und angepasstes, ja, geradezu unterwürfiges Verhalten - wie man es von einem deutschen Handy sicherlich nicht besser geboten bekäme (so etwas gibt es ja nicht mehr, aber die Chinesen von Foxcomm sind eben auch ziemlich deutsch).


Manchmal ist es halt wichtig zu zeigen, wer der Herr im Hause ist.