Die Blödheit der Bahn

Das Bedienungsgeld der Bahn ist ein schönes Beispiel für die unterschiedliche psychologische Wirkung unterschiedlicher Konstrukte. Es kann daher gut zur Illustration genutzt werden, wie die Prinzipien menschlicher Wirklichkeitskonstruktion im Alltag der Kommunikation genutzt werden können - oder, Beispiel der Bahn, zur Illustration, wie man durch eigene Blödheit ins Elend geraten kann.


Nehmen wir mal an, eine Preiserhöhung sei aufgrund der hohen Kosten für das Personal an den Schaltern unvermeidlich... (diese Annahme sei hier gemacht, um nicht in Diskussionen über Kalkulationen einzusteigen - was natürlich auch interessant wäre). Der Weg unterschiedliche Preise für diejenigen Kunden, die sich ihre Karten selbst ausdrucken (und damit der Bahn Kosten sparen), und Kunden, die den Service von Schalterbeamten in Anspruch nehmen, durchzusetzen bzw. für deren Akzeptanz zu sorgen, ist: eine generelle Preiserhöhung. Im Anschluss wird dann denen, die im Internet buchen, einen Rabatt gegeben. Kein Rentner würde sich beschweren, dass er schlechter behandelt wird. Und auch meine alte Mutter würde ihren Regenschirm davon abhalten, seinem natürlichen Drang zu folgen, auf dem Schädel von Hartmut Mehdorn seinen Lebenszweck zu finden. Denn man beschwert sich nicht, wenn andere für eine von ihnen erbrachte - als nicht selbstverständlich vorausgesetzte - Leistung einen Rabatt oder eine Belohnung erhalten...


Empörung - und das zu recht - entsteht, wenn eine als selbstverständlich erwartete Leistung (der Verkauf von Fahrscheinen) mit einer Strafe belegt wird.


Das hätte den Herren von der Bahn jeder Teilnehmer an einem Grundkurs systemische Beratung mitteilen können. Was mich immer wieder verwundert, ist die Ignoranz und Ahnungslosigkeit im Blick auf soziale Systeme, auf Regeln der Kommunikation, der Sozialpsychologie, der einfachen Alltagspsychologie ... bei Führungskräften, nicht zuletzt auch ganz oben in den Etagen des Top-Managements.


Hartmut Mehdorn hält in dieser Hinsicht aus meiner Sicht auf jeden Fall die Spitzenposition. Er fährt wahrscheinlich nie Bahn. Und er scheint dafür zu sorgen, dass er keinen angemessenen Widerspruch von seinen Mitarbeitern und Kollegen erhält, bevor solche Entscheidungen verkündet werden.


Um ein altes Mantra zu wiederholen: Wer an der Spitze einer Organisation steht, muss aktiv dafür sorgen, dass ihm widersprochen wird. Wer sich mit Ja-Sagern umgibt, verblödet zwangsläufig!!!