Die Anwälte

Ein Film über die drei Rechtsanwälte Horst Mahler, Otto Schily und Hans-Christian Ströbele. Um meine Bewertung gleich vorweg zu nehmen: Sehenswert (viel besser und aufschlussreicher als der aufgesetzt aktionistische Baader-Meinhof-Komplex, der in derselben Zeit handelt, in der auch die drei genannten Anwälte ihren Weg in das Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit begannen).


Es ist ein Dokumentarfilm, in dem viel Archivmaterial verwendet ist, das aber zu aktuellen Interviews mit den drei Hauptpersonen gegengeschnitten ist.


Was den Film so spannend (und anrührend) macht, sind diese Interviewszenen, in denen die Regisseurin und Interviewerin kaum in Erscheinung tritt, in denen es ihr aber gelungen ist, die drei Personen in ihrer Individualität und ihren Werten, ihrem Denken, ja, ihrem Fühlen, sichtbar zu machen. Das ist einfach großartig.


Auf diese Weise werden drei Lebensläufe sichtbar und in ihrer Logik nachvollziehbar, die unterschiedlicher kaum hätten sein können. Alle drei waren in den sechziger Jahren Anwälte, gesellschaftskritisch, links. Alle drei hatten mit der späteren RAF zu tun, zunächst als Anwälte, dann Mahler als Aktivist, der in den Untergrund ging. Alle drei sind politisiert worden während ihrer Zeit als Anwälte, doch die Konsequenzen, die sie zogen sind höchst unterschiedlich.


Schily wurde schließlich Innenminister und Vertreter eines starken Staates, Ströbele individualistischer, für bürgerliche Freiheitsrechte kämpfender Bundestagsabgeordneter der Grünen (der einzige, der seit Jahren ein Direktmandat erringt), und Mahler wechselte die Seiten des politischen Spektrums und wurde Agitator für die NPD, was ihn immer wieder ins Gefängnis brachte (wo er zur Zeit auch untergebracht ist und verköstigt wird)


Meines Erachtens der interessanteste Film über das Deutschland der letzten 40 Jahre.