Deutschland - Schweden

Das ist ja das wirklich Interessante am Fußball: Da spielt eine Mannschaft den Fußball ihres Lebens, eine brillante Party - für 60 Minuten, führt 4:0. Und dann dreht sich alles, der Zusammenhang des Spiels geht verloren, und die gegnerische Mannschaft schießt in einer halben Stunde ebenfalls 4 Tore.


Ein Musterbeispiel dafür, wie fragil das Zusammenspiel von elf Leuten ist und wie Angst, die Blei in die Knie und Zittern in die (Torwart-) Arme treibt, ansteckend ist. Sozialpsychologisch ein Lehrbuchbeispiel:


Eine kollektive Leistung (die ersten 60 Minuten) ist nicht durch die Addition der Leistungen von Individuen oder gar ihre persönlichen Eigenschaften zu erklären - denn die haben sich ja nicht in der 61. Minute verändert. Sie ist das Ergebnis eines Kommunikationsprozesses, der Auswirkungen auf die an ihn gekoppelten psychischen Systeme hat.


Kommunikation hat die Funktion, Individuen (Akteure) und ihre Aktionen zu koordinieren. Und wenn daraus ein leichtes und elegantes Spiel wie in den ersten 60 Minuten wird, so ist dies ein offensichtlich gelungenes Resultat der Kommunikation. Und wenn das alles zusammenbricht, dann stellt sich die Frage, wie dies kommunikativ zustande gebracht wurde.


Die Schweden hatten daran sicher einen, wenn auch relativ geringen, Anteil. Das erste Tor, das zweite Tor. Aber, dass die Deutschen dann so von der Rolle waren, liegt daran, welche Bedeutung sie diesen Toren und dem etwas drängenderen schwedischen Spiel gegeben haben... oder dem Regen, der einsetzte.


Wahrscheinlich, das ist meine These, handelt es sich bei den neuen, eleganten, sensibel und kunstvoll spielenden Deutschen um eine Schönwetter-Mannschaft. Die alten, uneleganten deutschen Rumpelfußballer waren einfach so indolent, dass sie meist gar nicht gemerkt haben, wenn es regnete. Auf jeden Fall hätten sie einen Viertorevorsprung nicht weggegeben...