Deutsch-Chinesische Akademie für Psychotherapie

Seit 1988 gibt es eine intensive Zusammenarbeit im Bereich der Psychotherapie zwischen deutschen und chinesischen Therapeuten. Psychotherapeuten gab es damals in China noch nicht, und bei der Einführung der Psychotherapie haben Deutsche eine wichtige Rolle gespielt.


Wie konnte eine Handvoll Leute solch einen großen Einfluss gewinnen, was waren die einzelnen Entwicklungsschritte, die dazu geführt hat, dass innerhalb etwa 20 Jahren eine lebendige Psychotherapieszene mit Kliniken, Fachgesellschaften, staatlich anerkannten Ausbildungswegen etc. entstehen konnte, die zu einem guten Teil von deutschen Ideen oder Personen (mit-)geprägt wurde. Das sind die Fragen, die bei der Tagung, an der ich gerade teilnehme, analysiert und diskutiert werden.


Das Ergebnis ist zu komplex, um es hier darzustellen (ein Buch ist geplant, aber selbst in der erweiterten Darstellungsform könnte die Komplexität zu groß sein...).


Eine Erkenntnis, die ich aber gestern schon mal für mich verbuchen konnte, war, dass es immer dann schwierig in der deutsch-chinesischen Zusammenarbeit wurde, wenn die Deutschen versuchten, zu kontrollieren, wie alles zu laufen hatte. Das war natürlich immer dann besonders der Fall, wenn die lieben Kollegen (ich hatte ja nie Probleme) "wussten", was richtig ist. Und ob sie das wussten, hing zum einen von ihrer Methode und Theorie ab - diejenigen, die sich auf (vermeintliche) wissenschaftliche Wahrheiten, die universell gelten, stützten, waren da natürlich besonders gefährdet -, zum anderen von der jeweiligen Persönlichkeit (wir alle kennen ja diese Leute, ich brauche da nicht in die Details zu gehen, oder?). Dass manchmal beides zusammentraf, war sicher kein Zufall...