Der paradoxe Mehdorn

Man mag ja über Herrn Mehdorn sagen, was man will, aber eins kann man nicht sagen: dass er populistische Entscheidungen trifft. In einer Phase, wo der Widerstand gegen seine Pläne, die Bahn an die Börse zu bringen, neue Höhen erreicht hat, lässt er eine Preiserhöhung ankündigen...


Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen derer, die der Meinung sind, die Bahn habe nicht die Aufgabe Profite (für irgendwelche Investoren) zu erwirtschaften, sondern der Bevölkerung Deutschlands (und damit der Volkswirtschaft) eine gut funktionierende Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung zu stellen.


Die Frage, ob diese Preiserhöhung angesichts der gestiegenen Energiepreise sachlich gerechtfertigt ist, kann hier erst einmal ausgeklammert werden; festzustellen ist, dass der Zeitpunkt der Ankündigung strategisch bedeutsam ist und sicher eine - systemisch gesehen - höchst wirksame Intervention ist.


Eine Hypothese, wie dieses Timing zu erklären ist, gefällt mir besonders: Mehdorn findet auch, dass der Börsengang Quatsch ist. Aber, da er weiland von Gerd Schröder eingestellt worden ist, um den Börsengang vorzubereiten, bleibt ihm keine Wahl, als weiter für ihn zu argumentieren. Er weiss als politisch bewußter und verantwortungsvoller Staatsbürger, dass es wenig Sinn macht, einen weiteren nationalen, weltweit operierenden und konkurrierenden Logistikkonzern neben der Deutschen Post zu etablieren, um den Preis dabei die Infrastruktur innerhalb Deutschlands vor die Hunde gehen zu lassen. Aber als loyaler Angestellter muss er tun, was er seinem Dienstherrn versprochen hat. Daher muss er dafür sorgen, dass andere den Börsengang verhindern...


Auf dem Weg zu diesem Ziel scheint er schon einige Schritte voran gekommen...