Der Nokia-Boykott

In der Marktwirtschaft werden Entscheidungen von Unternehmen (Unternehmensleitungen) in der Regel nach ökonomischen Kriterien gefällt. Das ist Teil des Spiels. Und in diesem Spiel stellt sich immer die Frage, wer die größere Macht hat, z.B. der Arbeitgeber oder der Arbeitnehmer. Wer ist für den anderen mehr austauschbar als umgekehrt...


Das gilt aber nicht nur für die Beziehung zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, sondern auch die zwischen den Anbietern eines Produktes und den Kunden. Wer ein Monopol hat, kann die Preise verlangen, die er will, solange die Käufer bereit sind, diese Preise zu bezahlen bzw. nicht bereit sind, auf das Produkt zu verzichten.


Das Problem, dass der einzelne Arbeiter keine Macht hatte, seine Interessen dem Arbeitgeber gegenüber durchzusetzen, wurde im 19. Jahrhundert mit der Begründung der Arbeiterbewegung und der Etablierung von Gewerkschaften bewältigt: "Gemeinsam sind wir stark!" usw.


Dass das heute nicht mehr so funktioniert, war in diesem Blog schon früher ein Thema. Dass es immer noch Ausnahmen gibt, zeigt der Streik der Lokführer (auch wenn die Solidargemeinschaft, für die gestreikt wurde, sehr geschrumpft ist).


Im Prinzip stellt sich in der Beziehung zwischen dem individuellen (potentiellen) Konsumenten und dem Anbieter einer Ware dieselbe Frage: Wer braucht wen mehr?


Nokia ist Weltmarktführer in Sachen Handys, so dass die Abhängigkeit von deutschen Konsumenten wahrscheinlich nicht so groß ist. Aber trotzdem: Wenn sich so etwas wie eine Konsumentenbewegung etablieren würde, die bewusst Einfluss auf die Politik von Unternehmen zu nehmen suchte, so würde das nicht ohne Folgen bleiben. Damit meine ich nicht, dass irgendwelche politischen Organe die Freiheit der Märkte in Schranken setzen sollte, sondern dass die Verbraucher politische, ethische, ökonomische usw. Werte, die durch das Unternehmen repräsentiert werden, bei ihren Kaufentscheidungen berücksichtigen sollten und z.B. bei einem Unternehmen wie Nokia Kampagnen starten könnten, die zur Kaufverweigerung aufrufen.


Bei Shell hat das ja damals (Stichwort: Brent Spar) funktioniert. Und dass Bio-Produkte einen Boom erleben, zeigt auch, welche Macht Konsumenten haben.


Ich weiss nicht viel über die Qualität der Nokia-Handys, aber ich vermute, dass sie im Prinzip austauschbar sind. Meine Erfahrung mit langlebigen Familienunternehmen zeigt, dass die Berücksichtigung nicht primär ökonomischer Werte und Ziele sich auch für die Unternehmen langfristig als sehr profitabel erweist. Die Kurzfristigkeit der Perspektive, die den Entscheidungen von börsennotierten Unternehmen oft zugrunde liegt, gefährdet diese Unternehmen langfristig !


Also ist es letztlich auch nur im Interesse dieser Art von Unternehmen, wenn die Verbraucher in die Verantwortung für deren langfristiges Überleben gehen und eindeutig zeigen, welche Unternehmenspolitik sie als akzeptieren oder missbilligen.


Also: Helft Nokia retten ...