Das Wort „systemisch“ – ein projektiver Test

Vor kurzem war ich auf einer Party eingeladen. Die Gastgeberin stellte mir einen anderen Gast mit den Worten vor: „Darf ich Dir jemanden vorstellen, der den selben Background wie Du hat?“. Der Gast entpuppte sich als ein Berater des Management Zentrum St. Gallen. Der selbe Background aus Sicht der Gastgeberin war, dass wir beide „systemische“ Berater seien.


Interessanterweise verband mich mit diesem Gast wahrscheinlich weniger als mit vielen anderen Gästen. Denn auch wenn uns das Wort „systemisch“ verband, trennten uns doch unsere Weltanschauung, und insbesondere die Sicht auf das, was wir beide als „systemisch“ ansehen: bei mir eine eher sozialwissenschaftliche geprägte Sicht (basierend auf Luhmann, der systemischen Therapie, der systemischen Organisationsentwicklung, etc.), bei Ihm eine eher soziotechnische Sicht (basierend auf den Kybernetiker Stafford Beer, aber auch auf Ashby, Pask und schließlich Malik).


Das Wort „systemisch“ zeigte sich wieder mal als ein recht guter projektiver Test, denn was für jemanden „systemisch“ ist, sagt uns meist nur wenig über „systemisch“, aber sehr viel über die Weltanschauung und das Menschenbild der jeweiligen Person.


Herkömmlichen projektiven Tests (z.B. Rorschach-Test, Sceno-Test, etc.) werden von der psychologischen Diagnostik meist nur geringe Validität und geringe Reliabilität zugesprochen. Vielleicht wäre es an der Zeit den „Systemisch-Test“ einzuführen. Meinen Erfahrungen nach wäre so ein Test in den zentralen testtheoretischen Gütekriterien Validität und Reliabilität den herkömmlichen projektiven Tests möglicherweise weit überlegen. Die Testfrage könnte so lauten: „Was verstehen Sie unter systemisch?“.


Und nun gleich der Praxistest an die Leser: Was verstehen Sie unter systemisch?