Das westliche Problem mit dem Islamismus

Soziale Systeme können nicht von außen (instruktiv) verändert werden, d.h. sie können sich nur selbst (= von innen, von und durch ihre Mitglieder) verändern. Wer als Nicht-Muslim den Islamismus bekämpft, stärkt ihn meist de facto, weil ein Außenfeind in der Regel zur Integration innen führt: aus Muslimen werden dann nur zu oft Islamisten.


Daher stellt sich allen nicht-fundamentalistischen, an einem dem Mittelalter entsteigenden Islam und an europäischen Werten orientierten Muslimen (wie z.B. denen in der Türkei, die in die EU wollen), sich den Fundamentalisten und allen Radikalisierungstendenzen in den Weg zu stellen. Es geht also darum, einen islaminternen Konflikt anzustossen (zu wagen), wodurch der Innen-außen-Konflikt als schrecklicher Komplexitätsreduktor seine Bedeutung verlieren könnte. Das Paradox: Man kann das von außen zwar beschreiben, aber nicht initiieren.


Mir scheinen diejenigen Muslime, die solch einen Konflikt wagen, in der Minderheit (obwohl es etliche Autoren gibt, die sich in der Richtung äußern) und meist auch noch von einer Fatwa bedroht. Die Fatwa ist gewissermaßen die Methode, mit deren Hilfe sich die verschiedenen islamischen Orthodoxien gegen Veränderung immunisieren: Sie definieren diejenigen Mitglieder (=innen), die abweichende Meinungen vertreten, zu Feinden (=außen), was dazu führt, dass ihre Sichtweisen nicht mal mehr diskutiert werden müssen/können.


Wenig Grund zur Hoffnung, dass sich da in absehbarer Zeit was ändert. Und wahrscheinlich gewinnt der Islam ja gerade aus mittelalterlicher Rigidität seine Attraktivität für die Identitätsbildung der muslimischen Kids der 2. oder 3. Generation in einem postmodernen Europa, in dem man sich auf keine ewigen Wahrheiten mehr berufen kann und daher alles beliebig erscheint.