Das Scheitern des J. Ackermann

Die Deutsche Bank hat einen grandiosen Verlust im letzten Quartal des Jahres 2008 zustande gebracht. Das ist nicht so sehr verwunderlich, denn anderen Banken geht es auch nicht viel besser. Bemerkenswert erscheint mir dies, weil ich denke, dass sich hier das Scheitern eines Führungsmodells zeigt, für das J. Ackermann steht - und das auch bei den anglo-amerikanischen Banken, die gescheitert sind, praktiziert wurde.


Ich meine, um das deutlich zu sagen, hier nicht, dass es die Gier der Banker ist, die zu diesem Scheitern geführt hat. Das mag auch der Fall sein, ist aber aus meiner Sicht nicht so interessant. Organisationstheoretisch sind die Motive der Beteiligten nicht wirklich relevant. Was in den Fokus der Aufmerksamkeit tritt, ist die Organisation der Kommunikationsprozesse, die zu Entscheidungen den Leitung führen. Und diese Prozesse bzw. ihre Dynamik ist von den Strukturen der Führungsmannschaft bestimmt.


Hier liegt m.E. das Versagen des J. Ackermann. Er hat nämlich dafür gesorgt, dass die alte Führungsstruktur der Deutschen Bank, bei der es einen Vorstand mit gleichberechtigten Mitgliedern gab, unter denen der Sprecher lediglich der primus inter pares war, nach anglo-amerikanischem Modell umgestaltet wurde. Der CEO wurde mit einer nahezu absoluten Macht versehen. Das aber, so muss aus organisationstheoretischer Sicht festgestellt werden, eine ausgesprochen unintelligente Struktur.


Es gibt, wie Helmut Willke immer wieder sagt, intelligente Organisationen voller blöder Leute und blöde Organisationen voller intelligenter Leute. Als Beispiel für eine intelligente Organisation führt er das Parlament an. Hier gibt es so etwas wie institutionalisierten Widerspruch ("Checks and Balances"). Und der ist notwendig, um intelligente Entscheidungen treffen zu können. Wo immer dieser Widerspruch unwahrscheinlicher gemacht wird, haben wir es mit einer blöden Organisation zu tun.


Was Josef Ackermann vorzuwerfen ist, ist nicht seine Gier, nicht die Vorgabe eines Renditeziels von 25% auf das Eigenkapital, sondern die Veränderung der Führungsstruktur der Deutschen Bank. Er hat dadurch einen Beitrag zur Verblödung der Deutschen Bank geleistet.