Das Masken-Paradox

In den Zeiten der Republik Venedig war fünf Monate im Jahr das Tragen von Masken erlaubt. Wenn man aus einem Land kommt, in dem lange über ein generelles Vermummungsverbot diskutiert wurde, sind Masken und ihre Funktion ja ziemlich interessant.


Sie wurden in Venedig offenbar deswegen so gern genutzt, weil hier jeder jeden kennt (bzw. kannte). Und wenn man eine Maske trägt, dann wird man - das ist ihr Zweck - nicht erkannt. Nicht erkannt werden, ist nur dort wichtig, wo man bekannt ist.


Aber, wozu könnte es gut sein, nicht erkannt zu werden?


Man kann machen, was man nicht machen würde, wenn man damit rechnen müsste, erkannt zu werden.


Mit anderen Worten: Man kann zeigen, wer man ist, wenn niemand weiss, wer man ist. Wenn jeder weiss, wer man ist, zeigt man nicht, wer man ist.


Es sind offenbar unterschiedliche Masken, die man im Alltag oder in der Zeit der Vermummung trägt. Masken (= Personen), die man nicht als Masken erkennt, verhüllen, während Masken, die als Masken erkennbar sind, enthüllen.


Incognito ergo sum.