Das Gute am Schlechten

Als Abschluss meiner Systemischen Kehrwoche möchte ich ein wenig leichtere Kost anbieten und noch einen positiven und entlastenden Gedanken einbringen. Wir haben uns diese Woche ausführlich mit Fragen der Erschöpfung und deren Gründen beschäftigt. Nun gehe ich den nächsten Schritt, nämlich zu fragen, wozu ist es nütze?


Mein grundsätzliches Lebensprinzip, in jeder Schwierigkeit lieber eine Herausforderung und einen Lernauftrag zu sehen, ist anstrengend. Andererseits bietet es eine Vielzahl an Reflektionsebenen an und das macht mich – so meine ich – lebendig. Über das Gute am Schlechten nachzudenken macht es auch ein wenig kleiner. Ich sehe das nicht als „Gesundbeten“ und esoterisches Schönreden, sondern als aktive Schwierigkeitenüberwindung. Es nützt mir nämlich gar nichts, mich von unangenehmen Situationen überrollen zu lassen. Oft genügt mir ein kleiner Seitwärtsschritt und schon entdecke ich eine Facette des Problems, die ich möglicherweise interessant finde.


Selbst wenn das im Moment nicht möglich scheint, so habe ich doch wenigstens mein Jammern kultiviert. So richtig ausjammern entspannt doch auch. Mein Partner hat sogar schon gelernt, mich in so einem Fall zuerst zu fragen, ob ich denn eine Lösung suche oder einfach nur mal jammern möchte. Das ist fein, denn da habe ich eine Wahl. Oft will ich von ihm ja keine Lösung, die wüsste ich wahrscheinlich sogar des Öfteren. Aber es tut so gut, sich mal so richtig beschweren zu können, wie schrecklich ungerecht das Leben momentan zu mir ist. Meistens muss ich – zumindest innerlich – ohnedies schon an dieser Stelle heftig über mich selbst grinsen.


Es gibt übrigens auch ein paar schöne Fragen für alle, die, wie ich vom Jammern zum aktiven Problemlösungsteil übergehen wollen.


• Macht mich das glücklicher oder zufriedener?


• Wozu könnte das auch gut sein, worüber ich mich beklage/ärgere?


• Was will ich denn stattdessen, worüber ich mich aufrege?


• Habe ich überhaupt eine gute Chance, das zu bekommen?


• Wenn ja, was könnte ich tun, um das zu bewerkstelligen?


• Welchen Preis hätte ich dafür zu bezahlen? Und bin ich bereit dafür?


• Und wenn wenig Chancen bestehen, wie kann ich die Sache so annehmen, wie sie ist?


Nebeneffekt: Während ich mir diese Fragen stelle, bin ich so beschäftigt, dass gar keine Zeit zum Jammern mehr bleibt.