Das Baskenmützen-Gen

Dank Herrn Sarrazin ist die Debatte mal wieder ausgebrochen, welche Rolle die Gene für die Entwicklung des Menschen bzw. der Intelligenz der Bundesrepublik spielen.


Aus systemischer Sicht muss hier eine klare Trennung der Phänomenbereiche vorgenommen werden: Reden wir von persönlichen Merkmalen, die dem Körper zuzurechnen sind (wie etwa blaue Augen, rote Haare oder Hakennasen) oder reden wir von Merkmalen, die dem Bereich der Kommunikation zuzurechnen sind wie etwa Verhalten, das als intelligent oder blöd bewertet wird (das Tragen einer Baskenmütze).


Wo immer von Verhalten die Rede ist, kann eigentlich nur in Bezug auf Reflexe (z.B. Patellarsehnenreflex) Vererbung als Erklärung dienen. Alle komplexeren Verhaltensweisen erfordern auf Seiten der Erklärung die Annahme psychischer Prozesse, seien sie nun bewusst oder unbewusst.


Psychische Prozesse und ihre Strukturen entstehen, wenn biologische Systeme an Kommunikationssystemen teilnehmen. Deswegen ist es unentscheidbar, ob ein gegebenes Verhalten eher sozial oder biologisch bedingt ist...


Sinnvoll scheint hier – angesichts des nicht-instruktiven Charakters der Beziehung zwischen psychischen und sozialen oder biologischen Systemen von einer gegenseitigen Begrenzung der Möglichkeiten auszugehen, statt irgendeine gegenseitige Determination zu unterstellen. Musikalität ist wahrscheinlich genetisch bestimmt, aber ohne zu üben und ohne guten Lehrer wird man trotzdem kein guter Pianist...


Bezogen auf die Interventionsmöglichkeiten zwecks Erhöhung der Volksintelligenz kann man nun versuchen, wie es die Nazis getan haben und Hundehalter auch gern tun, für Zuchtwahl zu plädieren. Auf dieselbe Ebene gehört auch, nur noch Leute nach einem Intelligenztest ins Land zu lassen oder ihnen erst dann einen Erlaubnis, Kinder in die Welt zu setzen, zu geben (was ja offenbar Herrn Sarrazin vorschwebt), oder Akademikerinnen und Akademikern ein höheres Kindergeld zu geben (was die Bundesregierung wohl gerade diskutiert, weil sie sich nicht ans akademische Mutterkreuz traut).


Die Alternative ist, auf der sozialen Seite zu intervenieren. Denn hier kann man viel besser studieren und benennen, welche Faktoren Intelligenz fördernd sind – angefangen von der Kita über die Schulen usw.


Aber im Übrigen wird Intelligenz wohl überschätzt, wie das Beispiel des ja trotzdem durchaus unterhaltenden Herrn Sarrrazin deutlich macht.