Darmspiegelung

Was wünscht man jemandem zu seiner Darmspiegelung? Gerade habe ich eine Mail bekommen, in der stand: „Am Montag bin ich nicht telefonisch zu erreichen, da ich mich einer Darmspiegelung unterziehe.“


Was antwortet man in solch einer Lage als nicht nur wohlerzogener, sondern Anteil nehmender und besorgter Mensch?


Es gibt ja für viele besonders Glück verheißende oder riskante Lebenssituationen traditionell eingeführte und bewährte Glück-Wunschformeln. Dabei lassen sich die jeden betreffenden Glückwünsche, die sich dem Jahresrhythmus und den unvermeidlichen Feiertagen folgen und denen keiner entgeht, von den spezielleren, auf die momentane Situation des Einzelnen zugeschnittenen Wünschen unterscheiden. Von „frohe Weihnachten (Ostern, Pfingsten)“ über „schönen Urlaub“, „alles Gute zum Geburtstag“, „Many Happy Returns“ bis hin zu den Angler- („Petri Heil“), Artisten- („Hals und Beinbruch“), Kegler- („gut Holz“) und Seglerwünschen („Mast und Schotbruch“) (es gibt sicher noch viele andere, ich bitte um Vervollständigung der Liste!).


Aber bei der Darmspiegelung passt das irgendwie alles nicht so richtig, finde ich. Selbst, wenn ich nur – ziemlich neutral – „Alles Gute“ wünsche, begebe ich mich ja auf ein schwieriges Terrain. Wieviel Gutes hat eine Darmspiegelung? Ist es schon gut, wenn nichts Schlechtes dabei herauskommt? Oder kann der Prozess der Darmspiegelung schon etwas Gutes sein (schließlich wird er ja in letzter Zeit öfter im Fernsehen gezeigt, und Harald Schmidt scheint immer ganz begeistert zu sein).


Und welche Art von Glückwunsch ist angebracht? Die Wünsche, die an wiederkehrende Ereignisse wie Weihnachten gebunden sind, sind ja in der Regel positiv formuliert. Man wünscht „frohe“ oder „gesegnete Weihnachten“, ohne die Sorge zu haben, damit die Götter zu erzürnen. Bei den individuellen Artisten- oder Segler-Wünschen, die sich auf riskante Lebenssituationen beziehen, wird ja vordergründig immer was Schlechtes gewünscht, damit – frühe Form der paradoxen Intervention – die Götter aus purem Trotz dann alles gut ausgehen lassen... Gehört eine Darmspiegelung, so wie es die Aufklärungskampagnen nahe legen, zu den regelmäßigen Ereignissen („alle Jahre wieder,...- also: Many Happy Returns!), die mit positiven Wünschen bedacht werden dürfen, oder gehören sie zu den riskanten Einzelereignissen, die paradox behandelt werden müssen?


Ich habe mich jetzt erst einmal für „Toi, toi, toi!“ entschieden, das scheint mir am nächsten dran.


Aber es gibt natürlich noch weitere Probleme. Was macht man nach der Darmspiegelung? Fragt man: „Wie war eigentlich deine Darmspiegelung? Erzähl doch mal? Hast du Fotos?“