Darjeeling Ltd

Dieser Film ist nett. Das heißt, ich habe schon bessere, aber auch schlechtere gesehen.


Drei Brüder, die permanent die Klischees ihrer Beziehung karikieren und auch die der Beziehung zu ihrer Mutter (jetzt Nonne und sich daher der Mutterrolle entziehend ) und zu ihrem toten Vater (der ein toller Hecht gewesen sein muss, denn die Kids - alle drei erwachsene Männer - streiten sich darum, wer sein Liebling war, wer seinen Rasierapparat benutzen darf, seinen Schlüsselbund, seinen alten Porsche usw.), begeben sich auf eine spirituelle Reise nach Indien.


Und solche Bilder aus Indien sind ja immer schön anzusehen. Wer sich ein bisschen auskennt, merkt natürlich, dass es bei der langen Eisenbahnfahrt nicht in Richtung Darjeeling geht, wie der Titel suggeriert - ausser dass es regelmäßig Tee gibt - sondern die Reise durch Rajastan führt (die Farbenpracht der Kleidung, die Streckenführung, die Wüste usw.). Der Zug als Symbol für was auch immer, ebenso Darjeeling... (Leben in vollen Luxus-Zügen?). Dazu passt auch die Kollektion handgefertigter, mit kolonialen Palmen und Affen geschmückt und dem Monogramm des Vaters versehener Lederkoffer, die sie gemeinsam durch Indien schleppen (lassen).


Gut gefallen haben mir die vielen liebevoll ausgesuchten Details, wie etwa der Name einer Autowerkstatt für deutsche Autos (Mercedes, BMW, Porsche) in New York: "Luftwaffe Automotive".


Dass der Film nicht viel mit Indien zu tun hat, das eher als Dekoration dient, sei zur Warnung angedeutet. Wir Westler basteln uns ein farbenfrohes, nettes, noch nicht einmal spirituell wirklich interessantes Indien - so könnte man das ganze nennen. Eigentlich ging es dabei wohl um das Stricken eines Netzes von Assoziationen, die für den Autor/Regisseur - und seine Zeit-und Subkulturgenossen - von persönlicher Bedeutung sind. Welche andere Logik könnte sonst erklären, dass der Film mit dem (auch bei mir - wie die Bilder aus Rajastan - angenehme Assoziationen weckenden) Song von Joe Dassin endet: "Aux Champs Élysées" (erschienen Ende der 60er Jahre, als ich noch jung war und der Regisseur noch in die Windeln gemacht hat). Dass die drei Jungs am Schluss das symbolträchtige Gepäck des Vaters wegwerfen, um ihren Zug nicht doch noch zu verpassen, sei angemerkt...


Kurz: Ich habe den Film nicht wirklich verstanden, aber er hat mir hinreichend gut gefallen, um ihn hier nicht einfach tot zu schweigen (man muss nicht immer alles verstehen, um sich dran erfreuen zu können, oder?).