Creamy

Australia ist ein Film, der alle Wünsche an eine Herz-Schmerz-und-das-Gute-siegt-schließlich-doch-Schnulze erfüllt. Also: Jedem empfohlen, der mal wieder Tränen in die Augen bekommen will.


Aber eigentlich kein Grund, hier drüber zu schreiben. Wäre da nicht ein Aspekt der Story, der mir näherer Betrachtung wert erscheint. Eine der Hauptpersonen ist nämlich ein kleiner Mischlings-Junge - halb weiß, halb schwarz (= Aboriginal) - d.h. eines der Kinder, die da unten Creamy genannt werden. Mit diesen Kindern geschah bis 1973 (!) etwas für eine zivilisierte Nation eigentlich kaum Vorstellbares: Sie wurden zwangsweise von ihren Familien getrennt, um einer christlichen Erziehung zugeführt zu werden. Diese Art des Kinderraubs wurde natürlich - wie die meisten unmenschlichen Aktionen in der Geschichte der Menschheit - mit moralischen Gründen rechtfertigt. Es ging darum, diese Kinder zu retten, ihnen eine christliche Erziehung zukommen zu lassen usw. Schließlich waren sie ja nur zur Hälfte Wilde. Und schlimm war das sowieso nicht, weil die Eltern dieser Kinder - meist ja die Mütter, die von irgendwelchen Weißen geschwängert worden waren - ja gar keine "richtigen" Muttergefühle hatten und die Trennung leicht verschmerzten...


Erst im Jahre 2008 hat sich die Australische Regierung offiziell von dieser Praxis distanziert und entschuldigt.


Eine Schnulze zu nutzen, um auf solche Ungeheuerlichkeiten hinzuweisen und den Opfern einen gewissen Respekt zukommen zu lassen, finde ich sehr elegant.