Contergan

Der Chef von Grünenthal, dem Produzenten von Contergan, das zu einer der größten Medikamentenwirkungs-Katastrophen der Geschichte geführt hat (Tausende Neugeborener waren mit mißgebildeten Gliedmaßen geboren worden), hat sich entschuldigt - nach 50 Jahren.


Dass ein Unternehmen, das durch seine Produkte riesige, letztlich nicht wieder gut zu machende Schäden auslöst, sich scheut, irgendwelche öffentlichen Äußerungen zu tätigen, die als juristisch verwertbares Schuldeingeständnis zu werten sind, kann ich nachvollziehen. Sich in der Hinsicht bedeckt zu halten, ist sicher - menschlich gesehen - fragwürdig, aber juristisch oft genug eine Frage des Überlebens für das Unternehmen. Denn die Schadensersatzforderungen können den Ruin des Unternehmens bedeuten...


Deswegen ist es auch nicht verwunderlich, dass sich der Chef von Grünenthal jetzt so wohlformuliert entschuldigt, dass daraus keine Schuldeingeständnisse abzulesen sind.


Und deswegen ist es ebenso wenig verwunderlich, dass die Verbände der Contergan-Opfer empört sind und das Ganze als PR-Aktion abtun.


Trotzdem finde ich, ist es anerkennenswert, dass hier ein Firmenvertreter sich äußert, auch wenn nicht in der von den Opfern geforderten Weise. Denn leichter wäre es sicher gewesen, nach 50 Jahren des Schweigens weiter zu schweigen. Aus PR-Sicht, wäre das wahrscheinlich auch schlauer gewesen. Öffentliche Aufmerksamkeit ist hier nichts, was irgendeinen Gewinn verspricht (denke ich).


Angesichts der Tragödie, die dieses Medikament ausgelöst hat, kommt mir allerdings der Begriff "Entschuldigung" unangemessen, weil unendlich verharmlosend, vor: "Entschuldigung, dass ich ihnen auf die Füsse getreten habe!"


"Nicht der Rede wert!"


???