Connie Palmen

Gestern Abend war ich bei einer Autoren Lesung. Von der Autorin hatte ich noch nie etwas gehört, also auch noch nichts gelesen. Und ich war eigentlich nur hingegangen, weil ich Frauen gegenüber so schlecht Nein sagen kann. Meine beiden Begleiterinnen waren, wenn nicht Fans (die eine), so doch interessierte und gut informierte Leserinnen der Bücher von CP (die andere).


Frau Palmen hat offenbar viele, vor allem weibliche Fans, was mich sofort sehr skeptisch machte. An der Lesung in einer großen Buchhandlung nahmen ca. 130 bis 140 Leute teil, davon 7 Männer (wenn ich richtig gezählt habe). Und von diesen paar Männern war auch noch ein großer Teil offensichtlich behindert. Ich selbst habe vermutlich auch einen gehandicapten Eindruck gemacht, als ich da - blöde vor mich hinglotzend, mit dem schlimmsten rechnend - auf die Autorin wartete.


Doch dann die Überraschung. Diese Frau las aus ihrem neuesten Buch vor, dessen literarische Qualitäten aufgrund der Lesung zu beurteilen, ich mich nicht in der Lage sehe. Aber was sie zwischendurch kommentierend und erklärend von sich gab, hat mir sehr gut gefallen. Konstruktivismus in Reinkultur. Dazu noch witzig, intelligent, selbstironisch, und das alles uneitel und souverän.


Wenn die Bücher nur halb so gut sind, wie sie sich da präsentiert hat, dann sind es gute Bücher.


Und zu den vielen Frauen und den behinderten Männern, fiel mir auf, dass sie wahrscheinlich ja diejenigen sind, die sich noch die Muße gönnen, Romane zu lesen. Die Männer, weil sie als Rentner "nichts Besseres" zu tun haben, die Frauen, weil sie wissen, dass es mehr als nur ein Luxus ist, Romane zu lesen. Hier wird mit viel Zeitaufwand und mit der distanzierten, egozentrischen Anteilnahme des weltabgewandten Lesers ein Zugang zu fremden Welten gefunden (ob gesucht oder nicht), der weit umfassender und relevanter ist, als er je durch irgendwelche "zielorientierte", auf (ökonomische) Verwertbarkeit hin gewählte Fachliteratur geliefert werden könnte. Ein, wie ich finde, sehr gutes Investment von Zeit.


Dass es vorwiegend Frauen sind, lässt Böses für die Zukunft des männlichen Geschlechts befürchten. Aber solange es noch genug Leser(innen) von Romanen gibt, ist die Welt auf jeden Fall noch nicht verloren...


(Zur Warnung: Vielleicht schreibe ich das alles nur, weil ich im Zweifel die Lektüre von Romanen der von Fachbüchern vorziehe!)