Charles S. Peirce

Ich beschäftige mit im Moment ein wenig mit dem Werk von C. S. Peirce, sicher einem der wichtigsten Denker der letzten 150 Jahre. Er ist zwar bekennender Aristoteliker, hat aber Wichtiges zur Logik der Relationen beigetragen, das aus systemischer Sicht interessant ist (oder zu sein scheint - ich bin mir nicht sicher, durch sein Gedankengebäude richtig durchgedrungen zu sein).


Immerhin scheinen mir einige seiner Statements so bemerkenswert, dass ich sie hier gern aufführen möchte. Er betont, dass für ihn Theorie und Praxis nichts miteinander zu haben - oder besser: Er meint, man solle sein Handeln nicht von theoretischen Erwägungen beeinflussen lassen und dass dafür das Gefühl wichtiger ist als die Rationalität:


„Die Menschen bilden sich oft ein, dass sie mit Verstand handeln, tatsächlich sind ihre vermeintlichen Gründe aber nichts weiter als Entschuldigungen, die der unbewusste Instinkt zur Beruhigung des Ego mit seinen lästigen »Warums« erfindet. Diese Selbsttäuschung geht so weit, dass sie den philosophischen Rationalismus zu einer Farce macht.


Der Verstand beruft sich also letztlich auf das Gefühl. Das Gefühl empfindet sich seinerseits als den Menschen.

[...]

Wir behaupten nicht, dass das Gefühl niemals vom Verstand beeinflusst wird, noch, dass wir unter keinen Umständen radikale Reformen befürworten. Wir sagen nur, dass wir den Menschen, der sich in seinem religiösen Leben durch die plötzliche Übernahme irgendeiner Religionsphilosophie erschüttern lässt oder unter dem Diktat einer Philosophie der Ethik jäh seinen Moralkodex ändert – so dass er, beispielsweise, überstürzt Inzest betreibt – töricht finden.

[...]

Wenn ich dem Gefühl in menschlichen Fragen den Vorrang gebe, so nur deshalb, weil der Verstand selbst es gebietet; und ebenso gebietet das Gefühl, dass ich in theoretischen Dingen dem Gefühl jegliches Gewicht abspreche."


Das erfordert natürlich die Fähigkeit, Denken und Fühlen in einer Weise zu dissoziieren, die man wahrscheinlich nur von Logik-Professoren erwarten kann. Aber immerhin: Mir gefällt, dass er nicht im geringsten daran zu zweifeln scheint, dass man sein Leben nicht nach den Gesetzen der Logik einrichten sollte, sondern lieber - im Zweifel - seinem Gefühl ("Instinkt") folgen sollte...