Britische Prinzipien

Gestern wurde Al-Magrahi, der Lockerbie-Attentäter, "on compassionate grounds" aus der Haft entlassen und nach Libyen geflogen. Die Befunde der behandelnden Ärzte des Inhaftierten sagen, dass er an Prostata Krebs in einem terminalen Zustand leidet und voraussichtlich noch drei Monate zu leben hat.


Viele Angehörige der Insassen des Jumbo-Jets, der vom Himmel gebombt wurde, sind empört, der amerikanische Präsident hatte bei den Briten interveniert, um dies zu verhindern - ohne Erfolg.


Wer die Ansprache des schottischen Ministers gehört hat, der für die Entscheidung verantwortlich ist, konnte wieder einmal die Prinzipientreue der Briten studieren. Er wies darauf hin, dass Al-Magrahi keinerlei Compassion für seine Opfer gezeigt habe, und dass man ihn trotzdem frei lasse, weil es eben den eigenen Prinzipien entspreche, unabhängig davon, ob jemand ihr Nutznießer ist oder ungerechterweise davon profitiert.


Das scheint mir der Beitrag der Briten zur Zivilisation zu sein: Sie folgen Prinzipien unabhängig davon, ob dies im Moment populär ist oder nicht, ob davon Leute profitieren, die sie ausbeuten oder, oder... Man folgt ihnen um seiner selbst willen und nicht um der Leute wegen, auf die sie angewandt werden. Man akzeptiert "compassionate groundS" auch bei Leuten, die keine "compassion" zeigen, weil es den eigenen Werten entspricht...