Blog-Kontakte

Das schreiben eines Blogs wie der Systemischen Kehrwoche ist ja komisch. Es hat Ähnlichkeiten mit dem Sprechen im Radio: Man hat kein direktes Gegenüber. Ob da jemand zuhört, ob da jemand liest - und wann - ist nicht erkennbar. Deshalb fehlt zunächst die Rückmeldung. Kein Echo. Im Radio wird man daher leicht zum Prediger. Das Risiko ist, dass man gar nicht merkt, wenn die Kirche leer ist.


Und hier? Man schickt Briefe, deren Adressat oder Empfänger nicht bekannt ist.


Sich auf so etwas einzulassen, bedarf schon einer gewissen Egozentrik. Oder Selbstgenügsamkeit. Denn man bekommt ja keine umittelbare Bestätigung für das, was man äußert. Allerdings auch keine Kritik.


Nur gut, dass ab und zu jemand kommentiert - der Vorteil gegenüber dem Radio (wenn man mal von Wunschkonzerten absieht: "Paula sendet Onkel Theodor die besten Wünsche zum 93. Geburtstag und würde sich freuen, wenn für ihn die Kleine Nachmusik gespielt werden könnte!", bei denen sich ja oft anrührende Dialoge entwickeln).


Und ab und zu gibt es hier dann auch vollkommen unvermutete Reaktionen: Man telefoniert mit jemandem, der zum Vortrag einlädt. Man fragt, mit was für einem Publikum zu rechnen ist, und die Antwort lautet: "Auf jeden Fall keine kanadischen Sozialarbeiterinnen!" Oder ein Päckchen kommt ins Haus (mit bzw. trotz der Post) und es enthält ein amerikanisches Buch, beigefügt eine Karte: "Wenn Du Bücher aus den USA benötigst, sag mir Bescheid. Du brauchst dann auch nicht beim Zollamt zu warten." (Danke für das Angebot, hat mich gefreut.)


Spuren einer gemeinsamen Blog-Geschichte. Offenbar gibt es ein Leben da draußen... Gut zu wissen.


Ein wenig komme ich mir vor, wie der Radiosprecher jener Nachtsendung, spät nach Mitternacht in San Francisco - Held einer Fernsehserie (es muss in den 60er oder 70er Jahren gewesen sein). Er sprach - mit rauchiger Stimme - stets sehr zugewandt zu einem ihm unbekannten Publikum ("Ihr da draußen"), bevor er dann bedauerlicherweise durch irgendeinen Mord abgelenkt wurde...


Was hier fehlt ist die musikalische Untermalung von damals: Miles Davis, gestopfte Trompete (und natürlich der Mord).