Blog = konfliktfreier Raum?

Liebe Blog-Freunde,


wir Drei könnten uns nun weiterärgern oder einen Schritt zurücktreten und schauen was uns da eigentlich passiert ist.


Ich sehe das so: Unser Blog-Gespräch ist an einem bestimmten Punkt in die personenzentrierte Logik abgerutscht und fortan wurden einzelne Personen als verantwortlich für die entstehende Kommunikation kommuniziert. Wenn man aber davon ausgeht, dass die Kommunikation etwas Eigenes ist, das zwischen Peronen und getrennt von diesen als Gemeinschaftswerk entsteht, dann ergeben sich ganz andere Möglichkeiten.


... eigentlich ist der Vorfall klassisch, also auch zutiefst menschlich, oder hat mehr mit der Dynamik von Kommunikation zu tun als mit einzelen Personen.

Mit einer personenzentrierten Logik hat man sofort ein Problem, wenn in der Kommunikation etwas auftaucht, das man als Angriff oder beleidigend empfindet. Denn dann versteht man die Kommunikation wie ein Getriebe, an dem man hängt und das quasi automatisch tief ins eigene Innere eingreift. Dann muß man sich sofort wehren, man ist ja dann gemäß der eigenen Wirklichkeit tatsächlich in seiner Integrität bedroht. Das finde ich wie gesagt zutiefst menschlich, und es ist so normal, dass jeder es kennt (auch wer hier gerade nur aus Versehen und vielleicht verdutzt reinschaut). Aber es ist nicht zwingend notwendig, dass Kommunikation zu solchen Konflikten führt - es geht auch anders. Vielleicht gelingt uns das sogar hier im Blog. Im Blog hat man natürlich weniger Möglichkeiten, den Anderen zu erleben und so besser zu verstehen - das Verstehen schützt auch ein wenig davor, an eine eigene Grenze zu geraten.


Kommunikation zwischen Menschen enthält immer die latente Möglichkeit, eine oder mehrere Personen an deren innere Grenze zu führen. Das und nichts anderes ist geschehen.

Eine für mich sehr wichtige Frau, Hanna Schulz aus Freiburg, hat mir vor Jahrzehnten sinngemäß gesagt: Wenn Dich jemand an Deine Grenze führt, schütze Dich falls nötig, aber sei ihm auch dankbar, es ist Deine Grenze, für die nur Du verantwortlich bist. Erkenne Deine Grenze und schau, ob Du dort reifen willst. - Nun bin ich 53 und immer noch mit diesem Gedanken beschäftigt, der wird sich für mich nie erledigen. Es gefällt mir auch viel zu gut, den immer neu anzuwenden.


Ich finde den Vorfall hauptsächlich wichtig und interessant, für uns Drei und Andere auch. Vielleicht war es ein Fehler, die anstößigen kleinen Albernheiten aus dem Netz zu nehmen, zumal jetzt keine Vierten verstehen können, was konkret vorgefallen war. Aber ich war erschrocken darüber, was ich glaubte angerichtet zu haben und dachte spontan, diese Albernheiten könnten einer weiteren Kommunikation im Weg stehen - ich verfiel eben auch personentzentrierter Logik.


Ich weiß wohl, dass ich neben den schier unzähligen Vorzügen ein Problem mit beunruhigender Sicherheit in eine Kommunikation einbringe - Ich bin etwas zerstreut (Marke: Er küßt das Ei und haut seiner Frau mit dem Löffel auf den Kopf). Unvermeidlich mache ich immer wieder die Erfahrung, dass andere Menschen das persönlich nehmen (auch in Liebesbeziehungen. Ich lebe allein, ein schweres Los). Ich habe mich aus eigenem Interesse und wegen tiefen Sehnsüchten auch schon etwas gebessert. Aber ich werde wohl mit dieser Schwäche dereinst in die Kiste hopsen.


Soweit für heute

mit herrlichen Grüßen ... freundlichen Füßen ... ich gebs auf

Peter Schlötter